Der 1.FC Köln ist bekannt für legendäre Transfers. Ob einen Brasilianer mit Schneeallergie, einen fussigen Hallenzauberer aus Georgien oder Money-Michis legendäre Verpflichtung von Weltstar Maniche, später verfilmt unter dem Titel „The biggest Loser“. Manchmal schaffte unser Effzeh auch ebenso legendäre Nichtverpflichtungen. Eric-Maxime Choupo-Moting landete dank eines defekten Faxgerätes nicht in Köln, Andrej Shevchenko aufgrund von Unkenntnis. Wer gibt auch schon 100.000 Mark, also umgerechnet rund siebzehn Euro fuffzich für einen zukünftigen „Europas Fußballer des Jahres“ aus, wenn er schon Granaten wie Holger Gaißmayer oder Stefan Kohn im Kader hat.

Nein, der 1.FC Köln kaufte lieber große Namen für großes Geld. Die zeigten dann in Köln beeindruckend, was man alles verlernen kann, um dann für ganz kleines Geld sang und klanglos oder auch gerne mit großem Drama wieder zu verschwinden. Gerne bisher erfolgreiche Stürmer, die kaum in Köln eingetroffen das Tor nicht mehr trafen. Oder bekannte Ballkünstler, die in Müngersdorf den Ball plötzlich weiter annehmen als schießen konnten. Zwei der in den letzten beiden Spielen auffälligsten Spieler fallen eindeutig nicht in diese Kategorie.

Bard Finne wurde als größtes Talent Norwegens und nicht etwa Finnlands (so, jetzt haben wir diesen rechtlich offensichtlich mittlerweile vorgeschriebenen Gag auch erledigt) verpflichtet. Jung, talentiert, Skandinavier.
Mit anderen Worten ein neuer Mikael Ishak.

Kazuki „Tsubasa“ Nagasawa kam von einer japanischen Universität. Kein Nationalspieler, kein erfahrener Profi.
Mit anderen Worten nicht einmal ein neuer Tomoaki Makino.

Beide wurden im Winter (als hätte es jemals gute Winterverpflichtungen gegeben) und eigentlich auch erst für die nächste Saison verpflichtet. Sie sollten langsam aufgebaut und an das Niveau in Deutschland herangeführt werden. Die durch jahrzehntelangen Erfahrungen pessimistisch gewordene kölsche Seele in mir seufzte resigniert:
Juhu, endlich noch mehr Perspektivspieler.

So viele von ihnen habe ich schon aus sämtlichen Perspektiven betrachten und bis zur absoluten Perspektivlosigkeit scheitern sehen müssen. Ganz im Gegensatz zu Bard Finne und Kazuki Nagasawa. Klar waren es bei den beiden bisher erst wenige Spiele, die meisten davon nicht einmal über 90 Minuten. Aber in denen hat Bard Finne schon mehr Talent gezeigt, als Mikael Ishak in 19 Spielen. Und mit seinem Treffer gegen 1860 München übrigens auch schon mehr Tore geschossen. Und Kazuki Nagasawa, dass er mehr Ballgefühl und Spielverständnis in jedem Zeh hat, als die Tomoaki Makinos dieser Welt im ganzen Körper. Übertreibe ich? Vermutlich, aber ich möchte gerade einfach mal positiv denken.

Zu verdanken haben wir die beiden Jörg und Jörg. Schmadtke und Jakobs, Super und Nasen. Die beiden haben schon in Hannover gezeigt, was sie können. Hatte Volker Finke allerdings auch in Freiburg und selbst Money-Michi Meier hatte Dortmund zwar fast in die Pleite aber dafür ganz zum Gewinn der Champions League geführt. In Köln versagten sie genau wie die Spieler die sie verpflichten.

Sollte diese traurige kölsche Tradition etwa tatsächlich zu Ende gehen? Ich glaube daran und nicht nur weil ich es will. Denn Jörg Schmadtke und Jörg Jakobs haben nicht nur einen Plan, sondern setzen diesen tatsächlich auch um. Dazu haben sie es auch noch geschafft, sich weder mit dem Vorstand, dem Trainer, der Presse oder den Fans anzulegen und stattdessen einfach bei allen gut anzukommen.

Der Friedensnobelpreis geht wohl nächstes Jahr an zwei Personen. Da können Sie aus dem schwedischen Oslo ja gleich noch ein paar Finnen mitbringen. Aus Polen kommt ja schon Nationalspieler Pavel Olkowski. Über ihn liest man viel Gutes und wer weiß, vielleicht setzt er das ja tatsächlich in Köln um. Ich bin guter Dinge, dass Jörg und Jörg die Mannschaft auch auf anderen Positionen noch verstärken werden.

Und wenn sie es tatsächlich schaffen, den Kader des 1.FC Kölns konkurrenzfähig für die erste Liga zu machen, steht Schmadtke und Jakobs Krönung nichts mehr im Wege. Zu was auch immer.
Aber eine Krone haben sie sich dann verdient.

Foto: Eduard Bopp / upgradecologne.de