Nach elf Spieltagen ist Länderspielpause und der 1. FC Köln steht auf dem elften Tabellenplatz. Also ungefähr dort, wo ihn die meisten Experten und auch die realistischeren unter uns Fans ungefähr erwartet haben. Es gab keine ernsthaften Skandale, keinerlei Trainerdiskussion, keine finanziellen Hiobsbotschaften, ja nicht einmal eine klitzekleine Eskapade eines Spielers. Die Boulevardmedien behielten genau wie Fans, Mannschaft, Trainerstab und auch die Vereinsführung selbst bei der kleinen Niederlagenserie gegen Hannover, Frankfurt und die ohnehin nur mit Zaubertrank schlagbaren Bayern die Ruhe.
Viele sprechen bereits von einer neuen Ära, dem neuen und offensichtlich besseren 1. FC Köln. Dies scheint berechtigt, denn der Effzeh hat hart und erfolgreich daran gearbeitet, sein Image als Fahrstuhlmannschaft und unberechenbarer Karnevalsverein loszuwerden. Unter anderem dadurch, dass unser schwäbischer Finanzmagier Alex Wehrle das Thema Karneval professionalisiert und mit den Karnevalstrikots (wie wenig sie mir auch gefallen) zu Geld gemacht hat. Tatsächlich haben Werner Spinner und sein Team den Verein und seine Strukturen in nahezu allen Bereichen professioneller gemacht und dafür danken wir aus ganzem Herzen.
Nur eines erinnert mich in diesen Tagen an die schlechte alte Zeit. Also jene Zeit, die nach der guten alten Zeit kam und aus meiner Sicht erst zu Beginn der vorletzten Saison beendet wurde. Jene schlechte alte Zeit, in der der 1. FC Köln fünfmal abstieg, Trainer und Manager häufiger wechselte als Lothar Matthäus seine Ehefrauen und sich durch Abfindungen, Michi Meier Transfers und sonstige Dummheiten finanziell beinahe zugrunde richtete. Nicht zu vergessen die Maulwürfe, Altstars und Egozentriker, die in dieser Zeit das Rückgrat unserer Mannschaft bilden sollten.
All das gibt es zum Glück aktuell nicht. Doch in einem ist sich der 1. FC Köln treu geblieben. Er bleibt unberechenbar. Betrachtet man die Gesamtsituation fällt das gar nicht so auf. Doch im Detail ist dies klar zu erkennen. Besonders deutlich wird das am Spiel in Hoffenheim.
Nach wenigen Minuten ging es schon los. Ausgerechnet Timo Horn, bisher die unüberwindbare Mauer von Kölle, patzte. Kurz darauf ging es weiter. Pavel Olkowski, der zu Anfang der Saison auf der Bank saß, dann überraschend unseren Miso auf die Bank verdrängt hatte und dann noch überraschender in die Offensive versetzt wurde, knallte den Ball einfach mal so ins Tor. Und nicht, dass das alles gewesen wäre. Plötzlich wurde Herr Lehmann zum Freistoßkunstschützen wie einst Dirk Lottner und Tony Ujah gelang nach einem Doppeldoppelpass sein vielleicht bestes Tor für den FC. Und als wir gerade von einem sicheren Sieg zu träumen begannen, legte unsere bisher so sichere Abwehr eine verfrühte Halbzeitpause ein und schon begann das Spiel trotz bereits sechs Toren eigentlich wieder bei null. Dann passierte lange nichts und genau aus diesem Nichts heraus haute Olkowski dann plötzlich seinen zweiten Knaller des Tages raus.