Nach dem Spiel gegen Bayer Leverkusen waren Toni Schumacher und Timo Horn zu Gast im Aktuellen Sport-Studio. Dabei sagte Toni Schumacher, dass der FC sich nicht als Ausbilderverein sehe und es sinngemäß das Ziel sei Leistungsträger auch längerfristig an den Verein zu binden. Klingt vielversprechend, jedoch passte dies so gar nicht ins Bild der letzten Wochen, als mit Wimmer (Tottenham oder doch Arsenal?) und Ujah (Werder Bremen) nunmehr bereits zwei Leistungsträger als Abgänge feststehen.
So wie Bübster in seinem Beitrag Ausverkauf oder Frischzellenkur bin auch ich mit diesen Transfers völlig d´accord. Dennoch war ich ein wenig überrascht von der Ausstiegsklausel in Ujahs Vertrag. Mal ehrlich: Wenn Lionel Messi sagt zu kommen, aber nur wenn er eine Ausstiegsklausel bekommt, ok! Aber Ujah? Als er zum FC wechselte wurde ihm in der Branche nicht allzu viel zugetraut. Es war ja nicht so, dass er sich die Vereine reihenweise hätte aussuchen dürfen. Mainz 05 war mit dem Wechselgeschäft zum FC nahezu erleichtert. Sicher wird irgendjemand „gute Gründe“ für diese Ausstiegsklausel gehabt haben, aber solange ich diese nicht kenne, werde ich nicht verstehen, wie man bei einem Spieler wie Ujah das Heft des Handelns aus der Hand geben konnte. Hoffentlich sind diese Ausstiegsklauseln nicht Standard.
Sollten Hector (zu Schalke?) und Horn (zum BVB?) auch noch wechseln, dann hätte ich aber gerne eine Erläuterung, was genau mit „wir sehen uns nicht als Ausbilderverein“ Toni Schumacher gemeint hat.
Die Saison neigt sich dem Ende zu und die Transfergerüchte nehmen Tag für Tag immer mehr Fahrt auf. Je näher das Saisonende rückt, umso mehr Namen werden gehandelt. Allein mit unserem FC habe ich innerhalb kürzester Zeit nachfolgende Namen gegoogelt:
Mögliche Zugänge: Adrián Ramos (Sturm, Borussia Dortmund), Willi Orban (Abwehr, 1. FC Kaiserslautern), Charlison Benschop (Sturm, Fortuna Düsseldorf), Mark Uth (Sturm, SC Heerenveen), Maximilian Thiel (Mittelfeld, Union Berlin), Rafael Borré (Sturm, Deportivo Calí), Anthony Modeste (Sturm, TSG 1899 Hoffenheim), Philipp Hosiner (Sturm, Stade Rennes), Martin Harnik (Sturm, VfB Stuttgart), Kevin Großkreutz (Mittelfeld, Borussia Dortmund), Erik Durm (Abwehr, Borussia Dortmund), Stefan Reinartz (Mittelfeld, Bayer Leverkusen), Mitchell Weiser (Mittelfeld, Bayern München) und nicht zuletzt noch Carlos Eduardo (Mittelfeld, Rubin Kasan).
Sage und schreibe 14 Namen innerhalb von wenigen Wochen, die als Neuzugänge im Gespräch sind.
Einfach…nicht ernst zu nehmen!
70-80% von gehandelten Neuzugängen sind zumeist entweder reine Erfindungen, um von den eigentlichen Zielen abzulenken, oder Namen, zu denen man lediglich Informationen eingeholt hat und (zumindest noch) kein echtes Kaufinteresse besteht.
Diese Anzahl an Namen zeigt aber auch, dass es keinen Sinn macht zu sehr über die einzelnen Spieler zu diskutieren. Darin steckt zu viel Spekulation und zu wenig Inhalt.
Schauen wir daher besser auf die einzelnen Mannschaftsteile: Wo drückt der Schuh? Welcher Spielertyp könnte weiterhelfen? Stand heute benötigt der FC jedenfalls einen (wenn möglich) gestandenen Innenverteidiger, einen rechten Verteidiger, einen Spielmacher und zwei Stürmer. Aber der Reihe nach…
Abwehr: Nach dem Abgang von Kevin Wimmer steht beim FC ein Innenverteidiger oben auf der Wunschliste. Aus Italien erhielt ich den Hinweis, dass der FC sich über den Franzosen Thomas Heurtaux (Marktwert laut Transfermarkt.de: 5,5 Millionen) von Udinese Calcio erkundigt hätte. Heurtaux ist ein Innenverteidiger, der zweifelsohne eine Verstärkung darstellen würde und eine gute Entwicklung in den letzten Jahren genommen hat. Die geforderte Ablöse beträgt jedoch um die 10 Millionen Euro. Ein Betrag, den der FC sicher nicht aufbringen wird.
Das Interesse an Heurtaux könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass ein Transfer von Stefan Reinartz, der am Saisonende den Werksklub ablösefrei verlassen wird, zurzeit eher unwahrscheinlich ist. Stefan Reinartz kann sowohl als Sechser, als auch als Innenverteidiger und wäre somit auch mit seiner Erfahrung eine echte Verstärkung. Mit Stefan Reinartz müsste man keinen gestandenen Innenverteidiger zusätzlich holen, da mit Maroh und Mavraj ein eingespieltes und gutes Tandem zur Verfügung steht und für den Fall einer Sperre oder Verletzung Reinartz als Innenverteidiger einspringen könnte. Die Wahrscheinlichkeit einen talentierten Spieler als offiziell 3. Innenverteidiger weiter zu entwickeln wäre mit Reinartz im Kader größer und wirtschaftlich sinnvoller. Reinartz tendiert selbst jedoch zu einem Verein der Champions League spielen wird und wo er reale Einsatzchancen für sich sieht. Er wäre für den FC nur offen, wenn sich ein solcher Verein nicht fände. Schalke war ein Kandidat (nun nach der verpatzten CL-Quali für die kommende Saison wohl nicht mehr), nun hat sich auch Borussia Mönchengladbach ins Spiel gebracht.
Heurtaux und Reinartz würden weiterhelfen, erscheinen aber unrealistisch. Dagegen wäre Willi Orban (Marktwert laut Transfermarkt.de: 1,8 Millionen) vom 1. FC Kaiserslautern finanziell machbar. Ein interessanter Mann, der für einen Verteidiger auch viel Torgefahr ausstrahlt. Sein Transfer wäre wünschenswert.
Eher kurz- als mittelfristig muss der FC auch auf dem Posten des rechten Verteidigers schauen. Miso Brecko hat seine allerbeste Zeit hinter sich und garantiert keine vollständige Saison mehr auf hohem Niveau. Das Experiment mit Pawel Olkowski war eine ganz gute Improvisation, aber ein rechter Verteidiger ist er definitiv nicht. Im Abwehrverhalten hat Olkowski seine Stärken nicht und taktisch steht er oft falsch. Er ist besser im rechten offensiven Mittelfeld aufgehoben. Als rechter Verteidiger könnte dagegen ein Spieler wie Giulio Donati (Marktwert laut Transfermarkt.de: 3,0 Millionen) weiterhelfen, der bei Bayer Leverkusen immer mehr in den Hintergrund rückt. Donati passt nicht zu Leverkusens Ambitionen, aber er ist ein grundsolider Rechtsverteidiger, der defensiv seine Stärken hat. Da der FC taktisch zumeist mit einem rechten offensiven Mittelfeldspieler sowie mit zwei Sturmspitzen agiert, wird ein Rechtsverteidiger benötigt, der seine Stärken primär in der Defensive hat. Ein Spieler wie Donati könnte das Problem auf der rechten Verteidigerposition beheben.
Zuletzt wurde Jonas Hector mit Schalke 04 in Verbindung gebracht. Ich denke, dass Hector in Sachen Weiterentwicklung in Köln besser aufgehoben ist. Der Schritt nach Schalke, einem Verein bei dem schon lange nicht mehr in Ruhe gearbeitet werden kann und bei dem die Erwartungshaltung nicht mit der Realität übereinstimmt, käme m. E. in der jetzigen Entwicklungsphase zu früh. Christian Clemens und Tranquillo Barnetta mögen da als Beispiele dienen.