„Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung. Köln hat extrem defensiv gespielt, wir haben uns aber trotzdem immer wieder unsere Chancen herausarbeiten können.Roger Schmidt, 2014
Diesen Derby-Rückblick mit einem Zitat von Roger Schmidt zu beginnen hat seine Gründe! Nicht, weil es in seiner Aussage nicht stimmig wäre, sondern weil der Trainer des ungeliebten Nachbarclubs noch einiges andere in einem Interview der ARD-Sportschau hinterherschickte, was – zumindest aus Kölner Sicht – nicht unkommentiert bleiben sollte. Aber der Reihe nach:
Leverkusen beginnt das Spiel stürmisch und trifft auf eine Kölner Mannschaft, die zumindest auf dem Papier mit einem Fünfer-Abwehrriegel agiert. Der FC will seinem Ruf als beste Auswärtsmannschaft gerecht werden und tut dies auch – zunächst!
In der vierten Minute wird Matze Lehmann auf links frei gespielt, umkurvt den Bayer-Schlussmann Bernd Leno und fädelt ein. Und nun betritt der Kollege Kinhöfer das erste mal die Derbybühne!
Ein Pfiff! Ein Elfmeter! Eine gelbe Karte für Leno! Ein Tor! 1-0 für den FC!
Etwa zwanzig Minuten später dieselbe Szene, diesmal aber über rechts! Antony Ujah setzt sich gegen zwei Leverkusener durch, spitzelt den Ball am herauseilenden Leno vorbei und wird vom Keeper der Heimmannschaft umgesenst! Na also! Klare Sache! Kinhöfer zum Zweiten bitte! Aber:
Kein Pfiff! Kein Elfmeter, Keine rote Karte für Leno! Kein Tor! Und logischer Weise auch nicht das 2-0 für den FC!
Eine spielentscheidende Fehlentscheidung des Referees, der freie Sicht hatte und als einziger im Stadion das klare Foulspiel nicht erkannte! Kinhöfer hatte übrigens seit dem skandalösen Pokalspiel des FC in Augsburg im Februar 2010 kein Spiel des FC mehr gepfiffen und nach diesem Derby ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der DFB wieder ähnlich reagiert und den Schiedsrichter aus Angst vor etwaigen Manipulationsvorwürfen nicht in Spielen der Geißbockelf einsetzt.
Die weitere Chronologie des Derbys ist schnell erzählt. Bayer Leverkusen nutzt individuelle Fehler der Kölner, die zu Standardsituationen führen, eiskalt zur Führung, der FC macht auf und wird in seine Einzelteile zerlegt. Und an dieser Stelle muss auf die Aussagen des Trainers Roger Schmidt eingegangen werden!
Ja, er hat Recht, dass das Ergebnis auch in dieser Höhe völlig in Ordnung geht – wenn man von der strittigen Schiedsrichterentscheidung einmal absieht – und diese war spielentscheidend. Dazu ist vom feinen Herr Schmidt jedoch nichts zu hören. Von FC-Sportdirektor Schmadtke jedoch schon:
Heute haben wir leider einen Schiedsrichter gehabt, der eine fatale Fehlentscheidung getroffen hat. Wenn wir den zweiten Elfmeter kriegen, führen wir mit zwei Toren und spielen gegen zehn Mann. Dann würden wir nicht mit einem 1:5 dastehen. Dann wäre es deutlich anders ausgegangen.Jörg Schmadtke, 2014
Ja, Roger Schmidt hat Recht, der FC hat extrem defensiv gespielt und damit- wie bei drei Auswärtssiegen zuvor – auch fast wieder Erfolg gehabt – wenn die strittige Schiedsrichterentscheidung nicht gewesen wäre – und die war wahrscheinlich spielentscheidend. Dazu ist vom feinen Herr Schmidt jedoch nichts zu hören. Von FC-Trainer Peter Stöger jedoch schon:
So wie ich es gesehen hab, sollte es normalerweise keine zwei Meinungen geben zu der Situation. Ich glaube, mit einem möglichen 0:2 und mit elf gegen zehn wäre es einfacher für uns gewesen.Peter Stöger, 2014
Der völlig verblendeten Sicht des Trainers der Mannschaft aus dem Kölner Vorort setzt jedoch ein Interview in der ARD-Sportschau die Krone auf!
Hier spricht Herr Schmidt davon, dass nur seine Mannschaft etwas für das Spiel getan hätte und er keine Lust hätte, Trainer einer Mannschaft zu sein, die so destruktiv auftritt, wie der 1.FC Köln! Dazu kann man nur sagen, Gott sei Dank ist vor knapp zwei Jahren nicht Roger Schmidt Trainer des FC geworden, sondern Peter Stöger, denn diese Aussage von Schmidt ist an Arroganz kaum zu überbieten. Es freut mich, dass der Trainer von Bayer Leverkusen in jeder Saison eine Mannschaft zusammenkaufen kann, die das Spielsystem des Trainers eins zu eins umsetzen kann. Wohl dem, der solche Möglichkeiten hat. Vielleicht schiebt die Nachforderung des Insolvenzverwalters des Teldafax-Skandals diesem Treiben ja mal einen Riegel vor! Es ist schon ziemlich ungehörig, die gute und solide Arbeit des Gegners von der anderen Rheinseite so zu kommentieren, wenn man zu jeder Zeit aus dem Vollen schöpfen kann und sein Gegenüber sich jeden Transfer ganz genau überlegen muss.
Ganz schlechter Stil Herr Schmidt!
Mit einem Zitat wurde dieser Derbybericht begonnen – schließen wir ihn auch mit einem:
Die letzten 15 bis 20 Minuten haben mir nicht mehr gefallen, weil wir mehr Risiko nehmen wollten, aber das bedeutet nicht, die Ordnung zu verlieren.Peter Stöger, 2014
Dem ist fast nichts hinzuzufügen, bis auf:
Übrigens: Es blieb ruhig auf den Rängen! Das ist vielleicht die wichtigste Erkenntnis aus diesem Derby! Oder es ist eine Aussage dafür, dass dieses Spiel eigentlich gar kein Derby war und wahrscheinlich auch nie ein richtiges werden wird. Aber diese Niederlage tut trotzdem weh!
Kleiner Nachtrag:
Stögers Reaktion auf Roger Schmidt Arroganzanfall im Sport1 Doppelpass. Schön vor allem Peter Stögers letzte Satz.
Respekt gibt es auf dem Transfermarkt eben nicht zu kaufen.Peter Stöger, 2014
Foto: © Herbert Bucco / upgradecologne.de