Vor der Saison 2012/13 kam der vielbeschworene Umbruch für die Mannschaft des 1.FC Kölns. Der Trainer weg, Podolski weg, Rensing weg, Geromel weg, Riether weg. Auch wenn nicht alle von Ihnen immer ihre Leistungen gebracht haben, stellten diese vier durchaus so etwas wie die Wirbelsäule des Teams dar. Nicht überraschend wirkte das Team daher zu Saisonbeginn etwas rückgratlos. Doch dann, und das ist für Köln extrem ungewöhnlich, fing sich die Mannschaft und der Umbruch schien tatsächlich zu funktionieren. Dazu trugen manche Spieler mehr und manche weniger bei.
Die Mannschaft im Einzelnen:
Tor:
Timo Horn: Als Einziger strahlte er von Anfang an eine beeindruckende Ruhe und Souveränität aus. Was umso beeindruckender ist, weil es seine erste Profisaison war und er die schwere Aufgabe hatte, den hochgeschätzten Michael Rensing zu ersetzen.
Thomas Kessler: Hielt bei seinen beiden Einsätzen klasse und sich ansonsten zurück. Dafür verdient er Lob.
Abwehr:
Kevin McKenna: Der alte Mann und das Mehr. Genau dieses Mehr an Willen und Einsatz machte aus einem zu alten und zu langsamen Spieler einen souveränen Abwehrchef.
Dominic Maroh: Noch nicht die Führungspersönlichkeit, wie erwartet. Trotzdem solide und mit erkennbarer Steigerung im Verlauf der Saison. Allerdings mit Potenzial nach oben.
Miso Brecko: Der Kapitän ließ sich keine Sekunde auf dem Platz entgehen und trug eine Menge zur Ruhe im Kader bei. Hinten rechts wie gewohnt eine Bank. Vorne rechts wie gewohnt nicht der gewünschte Flankengott.
Christian Eichner: Das große Missverständnis. Zeigte manchmal was er wirklich drauf hat, scheint aber irgendwie zu nachdenklich für diesen Beruf zu sein. Erinnerte in seiner Art (zu sein, nicht zu spielen) an Thomas Broich. Vielleicht findet er ja jetzt auch sein Glück in Australien.
Bruno Nascimento: Kam im Winter und noch nicht zu allzu vielen Einsätzen. Wenn doch zeigte er, dass er mit Pedro Geromel nicht nur die Muttersprache gemein hat. Elegant und abgeklärt zeigte er, dass er eine gute Option für die Zukunft ist.
Kevin Wimmer: Er schien gesetzt in der Innenverteidigung und war dann auf einmal völlig raus. Warum verstanden nicht alle.
Jonas Hector: Vielleicht die Entdeckung der Saison. Machte hinten links das, was Brecko rechts machte. Und da er noch jung ist hat er im Gegensatz zu Miso noch jede Menge Potential nach oben.
Mittelfeld
Matthias Lehmann: Er sollte der neue Leader im defensiven Mittelfeld werden und scheiterte daran genauso wie Sascha Riether in der Saison zuvor.
Adam Matuschyk: Vor der Abwehr erkämpfte er sich völlig zu Recht einen Stammplatz und zeigte dort seine taktischen Qualitäten und seine Übersicht. Gerade wegen dieser Qualitäten sollte er allerdings noch präsenter im Offensivspiel werden. Die Technik hat er doch.
Tobias Strobl: Solider Arbeiter und Balleroberer vor der Abwehr. Bei Pässen und im Spiel nach vorne noch ausbaufähig, doch das muss er in Hoffenheim lernen. Da es keine Kaufoption gab, muss der arme Kerl nämlich dahin zurück.
Sascha Bigalke: Spielte die ersten 20 Minuten für den 1.FC Köln wie Pierre Littbarski zu seinen besten Zeiten. Danach leider nur noch wie Litti heute.
Adil Chihi: Zeigte immer wieder über welch beeindruckendes Talent er verfügt. Allerdings auch, warum er als dienstältester Spieler beim 1.FC Köln immer noch wie ein Talent auf den wirklichen Durchbruch wartet.
Christian Clemens: Sollte vor der Saison Kapitän werden. Verletzte sich dann aber. Zeigte im weiteren Verlauf auch ohne Binde, dass er der beste und wichtigste Spieler des 1.FC Kölns war. Leider war, denn in Zukunft wird er wohl weder der wichtigste noch der beste Spieler bei Schalke 04 sein.
Mato Jajalo: Was stimmt mit dem Kroaten nicht? Das ist die große Frage. Jeder weiß, wie viel Potenzial er hat, doch auf dem Platz ist fast nichts davon zu sehen.
Daniel Royer: Zeigte auf der offensiven Außenbahn gute Ansätze und schoss zwei wichtige Tore. Brachte es aber nur auf eine Torvorlage in der gesamten Saison. Insgesamt also zu wenig, um ihn fest zu verpflichten.
Sturm
Anthony Ujah. Schoß die Bälle ins Tor und sich selbst durch seine offene und fröhliche Art in die Herzen der Fans. Hoffentlich schafft es der FC, ihn zu halten.
Chong Teese. War in der Hinrunde da und wurde nicht bemerkt. In der Rückrunde weg und wurde nicht vermisst.
Ishak: s. Teese
Stefan Maierhofer. Ersetze Chong Teese und überragte leider nur mit seiner Größe. Man fragt sich, wie er all die Jahre so erfolgreich als Stürmer sein konnte.
Thomas Bröker. Schoss bis zum 6. Spieltag zwei Drittel aller Kölner Tore. Also zwei und beide per Elfmeter. Traf im Lauf der restlichen Saison noch genau einmal. Das sagt genug über einen Stürmer aus.
Kacper Przybylko. Ist die Zukunft oder sollte die Zukunft sein. Man weiß es noch nicht. Potential ist offensichtlich vorhanden. In dieser Saison aber auch noch nicht mehr.
Gesamturteil: Die Mannschaft hat sich stets bemüht.
Was auf einem Arbeitszeugnis einem Schlag in die Fresse gleichkommt, ist in diesem Fall durchaus positiv gemeint. Denn eines konnte man dem Team des 1.FC Kölns in dieser Saison nicht absprechen. Den Willen und das Bemühen in jedem Spiel und das auch bis zur letzten Minute. Das ist, so traurig es auch klingt schon eine deutliche Verbesserung zu den letzten Jahren.
Mehr war einfach nicht drin. Hertha BSC Berlin und auch Eintracht Braunschweig spielten in dieser Saison sprichwörtlich und damit im nächsten Jahr verdient und im wahrsten Sinne des Wortes in einer anderen Liga. Die Relegation hingegen war trotz des schlechten Saisonstarts durchaus in Reichweite. Das es letztlich nicht geklappt hat, lag vor allem an mangelhafter Chancenauswertung aber zum Glück nicht an fehlenden Bemühungen.
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