Der 1. FC Köln hat das einzig wahre Derby gegen Borussia Mönchengladbach gewonnen. Sieben, zehn (ich bin kein Statistiker) gefühlt ungefähr 2436 Jahre mussten wir darauf warten. Jetzt ist es endlich geschehen. Der einzig wahre Geißbock hat das alberne Pony, das Gute hat das Böse gesiegt. Nicht überragend aber letztlich verdient und relativ ungefährdet. Und nicht nur das.
Durch diesen Sieg steht der 1. FC Köln mit zehn Punkten auf dem fünften Tabellenplatz und noch dazu sage und schreibe 10 (in Worten zehn) Punkte und 13 (in Worten dreizehn) Plätze vor der Borussia aus Mönchengladbach.
Denn den Ponyhof findet man aktuell zwar in der Champions League aber auch auf dem letzten Platz der Bundesliga.
Früher wäre aufgrund eines solchen Spiels das Stadion völlig eskaliert. Wir hätten uns die Kehlen heiser geschrien und die Mannschaft mit Humba, Tätärä, La Ola und Döp Dö Dö Dopp zelebriert, bis die Hälfte von ihnen an Tinnitus gelitten hätten. Danach hätten wir den Karneval in den September gelegt, die kölschen Brauhäuser leergesoffen und bis zum Montag nackt auf den Ringen getanzt.
Womit? Mit Recht!
Stattdessen kommt die Mannschaft zum Jubeln nicht einmal in Richtung der Südtribüne und wir machen uns erschreckend emotionslos nach einem traurigen Derbysieg (bis zu diesem Spiel bin ich immer davon ausgegangen, dass man diese beiden Wörter kombinieren kann) auf den Weg nach Hause.
Womit? Mit Recht!
Was war geschehen? Das Derby begann wie gewohnt mit inbrünstig geschmetterter Hymne allerdings ohne Choreo. Gründe dafür sind bekannt. Aus meiner Sicht schade, aber verkraftbar. Dann ging das Spiel los und vom organisierten Unterrang Süd kam stimmungsmäßig nix. Der semiorganisierte Oberrang versuchte es immer mal wieder, schaffte es aber nicht wirklich das Stadion mitzureißen. Komisch eigentlich, schließlich war doch die Stimmung bei den beiden Spielen mit leeren Blöcken ziemlich gut.
Der Unterschied liegt meiner Meinung darin, dass es am Samstag nicht nur einen Stimmungsboykott sondern auch eine Stimmungsblockade gab.
Ich vergleiche die Situation mal mit einer Party. Die Ultras sind der Alleinunterhalter.
Wenn der Alleinunterhalter seine Sache gut macht, sich auch der Stimmung und dem Geschmack der anderen Partygäste und des Gastgebers anpasst, wird die Stimmung während der gesamten Party super sein.
Wenn der Alleinunterhalter die Party hingegen nur dafür nutzt, sich selbst darzustellen und zu präsentieren, ohne die Interessen der Gastgeber oder der anderen Gäste zu berücksichtigen, ist zwar permanent Stimmung vorhanden, auch wenn diese vielen auf die Nerven geht.
Da ist es noch besser…
Wenn der Alleinunterhalter gar nicht auf der Party erscheint. Klar kommt die Party dann nicht so schnell in Gang und zwischendurch gibt es auch mal Pausen, weil sich gerade keiner um die Musik kümmert etc. Aber irgendwann brummt die Party dann doch.
Am Schlimmsten ist aber, wenn der Alleinunterhalter zwar auf der Party erscheint, aber statt guter Stimmung schlechte Laune verbreitet.
Und genau das ist am Samstag passiert. Und immer wenn der Oberrang Süd versuchte Stimmung zu machen, musst diese auf dem Weg ins restliche Stadion erst die schlecht gelaunten Alleinunterhalter überwinden. Was erwartungsgemäß nicht funktionierte. Denn die schmollenden Alleinunterhalter nutzten das Spiel dazu, bockig zu gucken und per Plakaten Kurznachrichten 1.0 in die Welt zu senden. Sie töteten die Stimmung quasi mit dem bösen Blick ab während sie versuchte über den Unterrang Süd hinwegzuschwappen. Und auch wenn ich ein paar der Punkte der Ultras durchaus verstehen kann, ist das der falsche Weg.
Am Falschesten ist aber aus meiner Sicht, dass dabei die eigentliche Aufgabe eines Fans außer acht gelassen wurde. Und das ist nicht, sich selbst zu zelebrieren oder zu schmollen. Sondern den Verein zu unterstützen, was immer auch passiert. Wem das nicht passt, der kann es gerne lassen und Fan von irgendwas anderem werden. Und wer weiter Fan bleiben möchte, der sollte vielleicht mal die Art der Kommunikation überdenken.
Wer glaubt ernsthaft, die Polizei mit Sprüchen wie All Cops are Bastards, den DFB mit Sprüchen wie Hurensöhne DFB oder den Verein mit Angriffen auf den ebenso beliebten wie erfolgreichen Schmadtke zu Zugeständnissen zu bewegen?
Ich jedenfalls nicht.
Auch wenn mir die Selbstdarstellung und die einseitigen Schuldzuweisungen beim Derby auf die Nerven gingen, wäre es mir trotzdem lieber es käme wieder zum Dialog. Der 1. FC Köln scheint trotz der Ereignisse bereit dafür.
In diesem Sinne:
Foto: © Herbert Bucco / upgradecologne.de