Inzwischen vergeht kaum noch ein FC-Spiel, in welchem nicht über die Schiedsrichter geschimpft wird. Mal sind es „Eierköppe“ (klar, in Köln ist das ein ganz natürlicher Ausruf wie „du Jeck“ und natürlich keine Beleidigung…), mal möchte man besser nichts mehr zu der Schiedsrichterleistung sagen oder – wie zuletzt gegen Schalke – Stöger setzt sich am anderen Ende der Bank, um mit dem 4. Mann nicht ins Gehege zu kommen. Was wollte uns Stöger damit letztendlich sagen? Dass er von vornherein davon ausgeht, dass ein Schiedsrichter Fehlentscheidungen zu Ungunsten des FC trifft? Oder hat er diese Maßnahme getroffen im Wissen eines medialen Echos mit dem Versuch Druck auf die Schiedsrichter aufzubauen?
Egal, was ihn dazu bewegt hat, alle beim FC wären gut beraten nicht von ihren eigenen Fehlern abzulenken, indem der Fokus auf den Schiedsrichter verlegt wird. Ich wäre ganz bei Stöger und Schmadtke, wenn wir einen Ansatz eines systematischen Betrugs zu Lasten des FC´s hätten. So wie in Italien Juves Triade darüber bestimmte wer aus der Serie A abzusteigen und wer drin zu bleiben habe, wie infolge des Fußballskandals 2006 ans Tageslicht kam. Haben wir einen systematischen Betrug gegen den FC? Glaubt das jemand? Ich nicht.
Ja, es ist richtig, dass der FC die ein oder andere Fehlentscheidung zu seinen Ungunsten hatte. Aber es ist genauso richtig, dass der FC bereits Fehlentscheidungen zu eigenen Gunsten hatte. Ich denke an das Heimspiel gegen den HSV mit dem Modeste-Stolperer und anschließendem Elfer und roter Karte für Spahic, aber auch an die zahlreichen Schwalben eines Philipp Hosiners oder eines Tony Modestes. Im Heimspiel gegen Augsburg wurde bspw. darüber diskutiert, dass dem Freistoß der Augsburger zum 1:0 eine Schwalbe Bobadillas vorausging oder über das unsportliche Verhalten Marvin Hitzs vor dem Elfmeter des FC, der den Elferpunkt beackert hatte. Dass dem letztendlich verschossenen Elfer eine Schwalbe Hosiners vorausging (zumindest war der Elfer sehr wohlwollend), fand dagegen kaum Erwähnung. Hosiner enttäuscht mich in dieser Hinsicht ohnehin. Leider konnte er uns bislang sportlich nicht weiterhelfen, aber seine Schwalben tun es auch nicht und davon hat er mir definitiv zu viel in seinem Repertoire. Und nicht zu vergessen der Versuch Tony Modestes im Frankfurt-Spiel durch Theatralik eine rote Karte zu provozieren.
Ich fange nicht damit an, dass sich Fehlentscheidungen im Laufe einer Saison ausgleichen, denn daran glaube ich nicht. Was ich glaube ist, dass große Teams wie Bayern und Dortmund eher bevorteilt wurden und kleinere Teams (sozusagen der Rest) dagegen eher nicht. Der SC Freiburg und Streich lassen grüßen. Aber ich glaube auch, dass diese Fehlentscheidungen selten Einfluss haben auf den Ausgang einer Saison. Fast alle Teams haben eben mit Schiedsrichterentscheidungen zu hadern, was eher darauf hin deutet, dass die Schiedsrichtergilde zuweilen überfordert ist oder bewusst von Spielern in die Irre geführt wird. Verlangen Spieler und Funktionäre fehlerfreie Schiedsrichter, dann sollten die Schiedsrichter auch ehrliche und faire Spieler und Funktionäre verlangen dürfen. Ein Unding wie schnell bspw. in der Bundesliga diese durchtrainierten Top-Athleten anscheinend ohne Widerstandskraft fallen. Leichte Berührung und „zack“ liegt einer. Klar, hinterfragt man dies, dann kommt ein Hummels und erzählt dem naiven Fußballzuschauer, dass bei dem Tempo eine leichte Berührung ausreiche, um zu fallen. Da hat er recht, aber er möge dann auch „Tempo“ definieren. Bei seinem Eigentor gegen Ingolstadt, war in der Aktion das Tempo wohl eher auf 70er-Jahre Niveau und diese vermeintliche Berührung Lezcanos sicher nicht ausreichend, um als Foul durchzugehen, aber so ist das halt. Was wissen wir nicht Profis schon über Fußball… Letztendlich hat da der „große“ BVB von einer Fehlentscheidung profitiert und das „kleine“ Ingolstadt eben nicht. Oder weiter: Glaubt jemand daran, dass für dasselbe Vergehen ein BVB- oder Bayern-Spieler die rote Karte erhalten hätte, die Rudy von Hoffenheim im Spiel eben gegen jenen BVB erhalten hat? Ja klar, laut Reglement vertretbar, aber dann bitte alle gleichen behandeln. Der Bayer Xabi Alonso begeht reihenweise taktische Fouls ehe er mal wenigstens mal gelb sieht und heißt es im Reglement nicht, dass ein taktisches Foul grundsätzlich mit gelb zu ahnden ist? Ganz offensichtlich pfeifen die Schiedsrichter nur dann gegen die sogenannten „Großen“, wenn sie sich zu 100% sicher sind. Warum das so ist? Ich vermute, dass die Schiedsrichter den Einfluss der „Großen“ beim DFB fürchten. Ein Schiedsrichter der früher einen Hoeness oder heute einen Rummenigge in Rage bringt, fürchtet möglicherweise zu recht um seine Karriere.
Aber die „Großen“ jetzt mal außen vor gelassen und zurück zu den restlichen Teams. Wenn man Saison für Saison durchgeht und den Saldo der Fehlentscheidungen betrachtet, so hat man selten einen Schaden von größer 5 Punkten. Ja, das klingt viel und kann entscheidend im Kampf gegen den Abstieg, um die Meisterschaft oder um welche Ziele auch immer erscheinen, jedoch vergisst man allzu schnell, dass eben auch die anderen Teams nur allzu oft ein Negativsaldo an Fehlentscheidungen haben. Eine Haltung die so tut, als sei nur das eigene Team benachteiligt worden im Laufe einer Saison, lenkt letztendlich nur von den eigentlichen Problemen des eigenen Teams ab. Wenn Schiedsrichter eben überfordert sind oder bewusst von Spielern getäuscht werden, dann muss man einfach auch mal feststellen, dass es in der Natur der Sache liegt benachteiligt zu werden. Dass das International Board nun den Video-Beweis abgesegnet hat mit dem Ziel spätestens in 2020 in den großen Ligen und Turnieren eingeführt zu werden, ist sicher nicht damit zu begründen, dass nur wenige Teams Opfer von Schiedsrichterentscheidungen.
Ich würde es somit begrüßen, wenn die Verantwortlichen des FC´s endlich damit aufhören würden von den eigenen Schwächen abzulenken, indem die Schiedsrichter in den Mittelpunkt gerückt werden. In Anbetracht eigener Schauspieleinlagen und des „Totschweigens“ von Fehlentscheidungen zu eigenen Gunsten riskiert der FC nach außen hin nicht nur Sympathiepunkte zu verlieren, er läuft auch Gefahr heuchlerisch daher zu kommen.
Letzten Endes kann eine Fehlentscheidung Einfluss auf den Ausgang eines Spiels haben, aber sicher nicht auf den Ausgang einer ganzen Saison. Und da muss man sich die Frage stellen, wieso unser FC wieder einmal auf den letzten Platz der Chancenverwertung gerutscht ist. Ich frage mich aber auch, wieso der FC wie bei Borussia M´gladbach und im Heimspiel gegen die Hertha eine Halbzeit komplett weggibt und erst nach dem Rückstand ins Spiel findet. Dies ist sicher in erster Linie eine Kopfsache, denn die Qualität ist so schlecht nicht! Nach gutem Saisonstart machte der FC in Frankfurt einen Schritt weniger, prompt ging er 2:6 baden. Anschließend schien der FC die richtigen Lehren daraus gezogen zu haben. Doch als der FC dann zwischenzeitlich nach Punkten auf Rang 8 war und sich den internationalen Plätzen näherte, wurde wieder ein Schritt weniger gemacht und prompt setzte es wieder Niederlagen. Vielleicht hätten wir im Heimspiel gegen Stuttgart auch ein 2:6 gebraucht, so als „hallo wach“, aber das „knappe“ 1:3 half in dieser Hinsicht offensichtlich nicht und so wird auch weiter von allem etwas zu wenig gemacht. Der FC steht im Moment nicht zufällig auf Rang 12 und dies ist sicher nicht die Schuld der Schiedsrichter. Dass der FC es kann, zeigen sie, sobald sie in Rückstand geraten sind. Die erste Halbzeit des Schalke-Spiels war so leidenschaftlich wie fehlerbehaftet, aber die Mannschaft „lebte“ auf dem Feld, wenn auch letztlich wieder nach einem 0:1 nach gerade mal 2 Minuten.
Es ist an der Zeit sich nicht weiter über die Schiedsrichter aufzuregen und den Spielern ein Alibi zu liefern, sondern an den (mentalen?) Schwächen zu arbeiten, denn die Einstellung lässt in dieser Rückrunde echt zu wünschen übrig.
In diesem Sinne,
Come on FC!!!
Foto: © Eduard Bopp / upgradecologne.de