Der 1. FC Köln feierte seinen letzten großen Erfolg 1983 im Finale des DFB-Pokals, als man den Lokalrivalen Fortuna Köln im Müngersdorfer Stadion 1:0 bezwingen konnte. Trainer damals war Rinus Michels, der von 1980 bis 1983 die Verantwortung für das Team trug.

Diese Verbindung wird in Köln allgemein als ein großes Missverständnis angesehen.

Rinus Michels erwartete offenbar zu viel von seinen Spielern, die mit den Ideen des „Generals“ zuweilen überfordert schienen. Und so war in jener Zeit irgendwie niemand wirklich glücklich, was Toni Schumacher während dieser Zeit auch zu seiner Aussage

Ich bin Angestellter des 1.FC Köln und würde auch trainieren, wenn der Trainer Willy Millowitsch hießeToni Schumacher

veranlasste. (siehe auch hier)

Ein Hang zur ÜberheblichkeitRinus Michels

So lautet dagegen ein Zitat von Rinus Michels über die Mentalität der Rheinländer im Allgemeinen und der Kölner im Besonderen.

Doch dieses Missverständnis war vorprogrammiert und wenn sich der Erfinder des Totaalvoetbal vor der Vertragsunterschrift in Köln besser über den Kölner an sich informiert hätte oder andersherum der 1. FC Köln bei seiner Trainersuche die Mentalität des Trainers Rinus Michels besser hinterfragt hätte, so wäre allen Beteiligten und auch den Fans viel Ärger erspart geblieben, indem man voneinander nicht Dinge erwartet hätte, die einfach nicht sein konnten.

Wenn Rinus Michels bspw. die kölschen Redewendungen vor seiner Vertragsunterschrift gekannt hätte…vielleicht wäre er bereits da skeptisch geworden, gerade hier in Köln seine Idee des aufwandsintensiven Totaalvoetbal durchsetzen zu können. In Köln heißt es schließlich

„Leever ene Buch vum Suffe wie ene Buckel vum Arbeide“ (Lieber einen Bauch vom Trinken, als einen Buckel vom Arbeiten)

und „Wer fuul es, es auch schlau“ (Wer faul ist, ist auch schlau),

aber auch „Ich han zwei Ärm för ze arbeide, zom Jlöck ävver och zwei Bein för d´r Arbeit us dem Wääch ze jon.“ (Ich habe zwei Arme zum Arbeiten, zum Glück aber auch zwei Beine, um der Arbeit aus dem Weg zu gehen).

Diese Redewendungen kommen schließlich nicht einfach so daher und werden irgendwo ihre Daseinsberechtigung haben. Rinus Michels muss sich seinerzeit wie Sisyphus gefühlt haben, als er den Versuch unternahm, seine allzu arbeitsintensiven Ideen des Totaalvoetbal an seine Spieler zu übermitteln.

Psychologen werden jetzt einwenden, dass die innere Haltung zur Arbeit veränderbar ist, wenn denn die richtigen Reize gesetzt würden; doch beim Fußball geht es beim Wettstreit um Ergebnisse primär um den Hunger auf den Erfolg und das sich nicht-damit-Abfinden-wollen nur die Nummer 2 oder 3 oder sonst was zu sein, weniger um die Reize. Sicher, die finanziellen Reize stehen für viele Spieler im Vordergrund, aber letzten Endes gewinnt nur der, der den richtigen Hunger auf den Erfolg hatte.

In dieser Hinsicht wäre Rinus Michels somit gut beraten gewesen sich mit diesem „Exemplar“ – auch Kölner genannt – näher zu befassen. Denn wer die Einstellung lebt

„Wenn et klapp, dann klapp et“ (Wenn es klappt, dann klappt es),

„Et kütt wie et kütt“ (Es kommt wie es kommt),

„Mer muss et nemme wie et kütt“ (Man muss es nehmen wie es kommt)

und „Mer muss och jünne künne“ (Man muss auch gönnen können), ist vielleicht gar nicht sooo hungrig auf Erfolg, wie dies Rinus Michels selbst gewesen ist.

Und während ich dies schreibe geht mir eine Frage durch den Kopf: Was, wenn ihm der Kölner und seine Redewendungen doch nicht so fremd waren und er den FC als Herausforderung betrachtete, weil er dachte

„Wat nit es, dat kann noch wäde“ (Was nicht ist, kann noch werden)

und „Et hätt noch immer jot jejange“ (Es ist noch immer gut gegangen)?

Wäre Rinus Michels dann dem Kölner in Wahrheit nicht viel ähnlicher gewesen, als dieser es sich jemals hätten vorstellen können? Wir werden es wohl nicht mehr erfahren und ob so oder so bleibt uns lediglich die Erkenntnis:

Rinus Michels und der 1. FC Köln – ein großes Missverständnis!

Dieser Beitrag ist nicht allzu ernst gemeint und soll hauptsächlich an den großen Trainer Rinus Michels (9.2.1928-3.3.2005) erinnern, der den Fußball mit seiner Idee des Totaalvoetbal in eine neue Zeit beförderte. In Köln konnte er trotz des Gewinns des DFB-Pokals leider nicht an die Erfolge anknüpfen, die er mit Ajax Amsterdam, dem FC Barcelona und der niederländischen Nationalmannschaft hatte.

Wer mehr über Rinus Michels und seinen Fußball erfahren möchte kann dies u.a. hier tun
http://spielverlagerung.de/2012/12/28/rinus-michels-der-general/

Eine Übersicht der kölschen Redewendungen mit entsprechender Übersetzung findet sich auf
http://www.koeln-altstadt.de/koelsch/koelschsprechen/koelschesprichwoerter/index.html

Grafik: © Kölsche Ziege [wenty]