Als ich das erste Mal ins Stadion ging, war ich 8 Jahre alt. Es war noch das alte Müngersdorfer Stadion und an diesem Samstag traf der 1. FC Köln auf den SV Werder Bremen. Die Vorfreude war riesengroß, ebenso meine innerliche Aufregung. Das erste Mal erlebte ich den Fußball bewusst während der Weltmeisterschaft 1982 in Spanien. Jedes Spiel habe ich mir damals angeschaut, Panini-Fußballbilder gesammelt und getauscht, Hanuta und Duplos zuhauf gegessen, nur um dieses andere Sammelalbum ebenso gefüllt zu wissen, welches mit den Bildern der deutschen Nationalspieler zu befüllen war; Bilder die es eben nur in Hanuta und Duplo gab. Das Finale war dann ein Traum und wie für mich gemacht. Als Italiener in Deutschland standen sich Italien und Deutschland im Finale gegenüber…ja, ich denke dass dieses Finale in der Form nur wegen mir so stattgefunden hat…


Einige Monate später war es dann also soweit. Es war der 18. September und ich erinnere mich daran, dass es anfing abzukühlen. Der Sommer schien vorbei. Aber die im weiten Rund des Müngersdorfer Stadions drohende Kälte, von der mir häufig berichtet worden war, schreckte mich keinesfalls ab. Ein T-Shirt mehr, Jacke an und…auf wen warten wir eigentlich noch…ich bin abfahrtbereit. Es war erst 9.30h, ca. Ok, es war noch etwas zu früh, ich konnte es einsehen. Es ist rückblickend faszinierend zu erkennen, wie relativ die Zeit in Wirklichkeit ist. Ich brauchte weder Albert Einstein noch Stephen Hawking, um zu wissen, dass die Zeit eine Frage der Perspektive ist. Der Zusammenhang mit der Krümmung und dem Raum wie von allen Physikern toll erläutert…sind mir ehrlich gesagt egal. Ich weiß nur, dass es mir noch ewig erschien bis zum Spiel und dass die Zeit für mich nie vergehen wollte…

Aber es war dann doch irgendwann soweit und ich war endlich drin in meinem (ja, meinem!) Fußballtempel in Köln-Müngersdorf und es dauerte nicht mehr lang, als der 1. FC Köln und Werder Bremen endlich nur für mich (die anderen 13.999 Zuschauer waren für mich ausgeblendet) ihr Spiel begannen. Und damit das Fußball-Fieber mich auch ja nie wieder verlässt, brannten die Akteure auf dem Rasen gleich ein Feuerwerk für mich ab…ja, wirklich, nur für mich! 3 Tore in den ersten 12 Minuten mit Führung FC (Littbarski,  2.), Ausgleich Werder (Meier, 8.), neuerliche Führung FC (Allofs, 12.), heben die Gefühle die man als 8-jähriger bei seinem ersten Stadionbesuch durchlebt schier ins Unermessliche. Diese Gefühle dauern gar heute noch an und so verstehe ich, wieso der FC und Werder sich anschließend auf dem Feld wieder beruhigten und das Spiel beim 2:1 geblieben ist; denn noch mehr von diesem Feuerwerk und was wäre heute aus mir geworden? Es ist in etwa so wie bei Obelix, der in den Zaubertrank-Topf fiel. Er hat so viel davon abbekommen, dass ein noch mehr von diesem ZAUBERtrank nicht gut für ihn gewesen wäre und so verstehe ich, dass der FC und Werder nur aus Sorge um mich (ja, immer noch ging es um mich!), das Feuerwerk einstellten, denn auch ich – wie Obelix – hatte bereits mehr als genug von diesem FußballZAUBER abbekommen, mehr durfte es einfach nicht sein.

Viele Spielernamen prägten sich in mein Gedächtnis ein. Nicht, weil Schaaf, Meier oder Möhlmann heute Trainer sein würden oder Völler Sportdirektor.

Geissbockecho-fc-koeln-Werder-Bremen-1982

Nicht, weil Schumacher heute Vize-Präsident, Allofs Geschäftsführer oder Engels und Littbarski heute ebenfalls Trainer sein würden. Auch nicht, weil Michels 1988 als Trainer die Niederlande und Rehhagel 2004 als Trainer Griechenland zum Europameister-Titel  führen würden. Nein, diese Namen prägten sich ein, weil sie dieses eine Spiel FÜR MICH bei meinem ersten Stadionbesuch zu einem besonderen Spiel gemacht haben. Und so haben diese Namen für immer ihren Platz in meinen Erinnerungen und das ist wohl auch ein Grund dafür, was das Spiel „Fußball“ so faszinierend macht: Es braucht oft nicht viel, um legendär zu sein.

In diesem Sinne, danke FC und danke Werder für den Zauber und dafür das ihr auf mich aufgepasst habt!

Fotos: © Dirk Unschuld