Heute, so kurz vor Weihnachten, möchte ich euch eine Geschichte erzählen, die ein wenig zum Nachdenken anregen sollte.
Es war einmal ein kleiner Junge, der wohnte in einer schönen Stadt mit einer großen Kirche an einem langen Fluss. Eines Tages kam ein anderer Junge und die beiden spielten zusammen im Sandkasten. Der eine Junge wollte dem anderen aber nicht seine Förmchen geben und so war dieser zunächst traurig, wurde aber im Laufe der Zeit immer wütender und um sich etwas Luft zu verschaffen, machte er die mit viel Liebe gebaute Sandburg des anderen Jungen kaputt. Dieser wiederum war zunächst erschrocken, dann ebenfalls sehr wütend und nahm eine Hand voll Sand und warf diese seinem Gegenüber ins Gesicht. Der wiederum hatte die Reaktion seines Kontrahenten erwartet und schleuderte dem kleinen Jungen eine zuvor hinter seinem Rücken geformte Matschkugel zwischen die Augen. Das ging so lange so weiter, bis die beiden Mütter ihre beiden Kinder voneinander trennten.
Die beiden Jungen verloren sich aus den Augen und nach ein paar Jahren zog das eine Kind in einen Vorort der schönen Stadt auf der anderen Seite des Flusses. Beide konnte aber nicht vergessen, was damals im Sandkaten passiert war und so kam einer von beiden 14 Jahre später die Idee, die alte Rivalität neu zu beleben. Er besorgte sich nachts aus der Abfalltonne einer Schlachterei einen Schweinekopf, spießte diesen auf eine Mistgabel und fuhr damit in den Vorort. Er rammte die Mistgabel mit dem Schweinekopf auf einer Verkehrsinsel in den Boden, zündete davor ein Grablicht an und beschmierte den Boden mit Blut.
Der Junge, der in den Vorort gezogen war, war zunächst sehr erschrocken und auch viele Jungen in seinem Umfeld fühlten sich provoziert und verlangten Gegenschläge.
Nun war es so, dass das Lieblingstier des Jungen aus der großen Stadt mit der Kirche eine Ziege war und da kam es nicht von Ungefähr, dass in der Nähe des Sandkastens von damals 5 gehäutete Ziegenköpfe aufgespießt vorgefunden wurden. Auch hier war der Boden mit dem Blut des Tieres getränkt worden.
Zufällig trug es sich zu, dass kurz vor Weihnachten der Fußballverein der großen, schönen Stadt ein Spielchen im Vorort auf der anderen Rheinseite abzuhalten gedachte und auf dieser Bühne sollte die nächste Schlacht in diesem verrücktem hin und her, welches damals im Sandkasten begann, geschlagen werden. Es war ein Spiel entstanden, welches an dieser Stelle einmal als Idioten-Pingpong bezeichnet werden soll. Es hatte seine ganz eigenen Regeln, die auf Hass und Rache in Kombination mit Dummheit und Gedankenlosigkeit basierten.
Und so kam es, dass vor besagtem Fußballspiel eine heiß brennende, rote Funken sprühende Fackel in eine Ansammlung von Menschen geworfen wurde, deren Lieblingstier ebenfalls die Ziege war. Wie es der Zufall wollte landete die Fackel genau vor den Füßen des mittlerweile jungen Mannes, dem einst im Sandkasten die Burg auf so schmerzhafte Weise zerstört wurde.
Tausende grölten und schrieen um den jungen Mann herum und forderten von ihm, sich an die Regeln des Idioten-Pingpong zu halten. Er hob die immer noch hell lodernde Fackel auf und lief wie von Sinnen wild schreiend und gestikulierend in Richtung des ebenfalls grölenden und pöbelnden Feindes, holte zum Wurf aus und…
…brach seine Wurfbewegung kurz vor dem Abwurf ab und tat etwas, was im relativ einfach gestrickten Regelwerk des Idioten-Pingpong nicht vorgesehen war.
Er dachte zum ersten Mal über etwas nach, bevor er es tat und…
…legte die Fackel auf den Boden. Er trat zwei bis dreimal mit schnellen kleinen Fußtritten auf das lodernde Wurfgeschoss ein, nahm es wieder in die Hand und übergab die immer noch heiß glimmende Fackel einem etwas abseits stehenden , ziemlich verdutzen Ordner im Müllmannlook.
Der aufgebrachte Mob um den Jungen Mann herum wusste zunächst nicht, wie er mit dieser ungewohnten Situation umgehen sollte. Vereinzelte Pfiffe waren zu hören, aber dann, ganz langsam, mischten sich unter die Pfiffe erste Klatschgeräusche. Immer mehr Menschen schlossen sich dem spontanen Applaus für diese unerwartete Aktion des jungen Mannes an und sogar der Feind auf der anderen Seite des Zaunes schien so verwundert, dass die brennende Waffe nicht im hohen Bogen zurückgeflogen kam und zog sich zu beratenden Gesprächen zurück.
Der junge Mann hingegen hatte das erste Mal in seinem Leben das Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, zog sich in die applaudierende Masse zurück und schloss sich, immer wieder durch zahlreiche Schulterklopfer unterbrochen, der friedlichen Geste klatschender Menschen an.
Ihr glaubt nicht, dass sich diese Geschichte so zugetragen hat?
Richtig! Denn ein solches Verhalten ist tatsächlich beim Idioten-Pingpong nicht erwünscht und wird in der Regel auch scharf sanktioniert. Und weil das so ist, gebe ich euch einen guten Rat:
Passt auf eure Schweine und Ziegen auf, denn der Idiot an sich denkt eher wenig nach und könnte – getreu dem Regelwerk des Idioten-Ping-Pong – auch bald vor deinen Schweinen und Ziegen stehen! Wenn du das nicht willst, dann mache dir Gedanken darüber, wie man das Regelwerk dieser idiotischen Sportart schnellstmöglich revolutionieren könnte! In diesem Sinne:
Fröhliche, besinnliche Weihnachten!
Foto: © Eduard Bopp / upgradecologne.de