Lange ist es ruhig geblieben beim 1. Fußballclub Köln! Und wenn es nach dem Wllen fast aller Fans, vor allem aber nach dem der Vereinsführung geht, dann hat das auch gefälligst so zu bleiben. Aber da hat sich doch tatsächlich ein kleines Häufchen von Revoluzzern aufgemacht, um diese Ruhe zu stören. Nicht genug damit, es wird sich sogar gewagt, Misstrauen auszusprechen und öffentlich darüber nachzudenken, was mit dem Verein 1.FC Köln passieren könnte, wenn satzungsgetreu Dinge entschieden werden und ob dies zum Wohle des Vereins geschehen würde.
Skandal! Da kann man als Präsidium schon mal bockig werden! Zurecht?
Was möchte die Faninitiative „100% FC – Dein Verein“ eigentlich?
In zahlreichen Interviews erklärt Philipp Herpel, einer der Initiatoren, dass es die aktuell gültige Satzung dem Präsidium des Vereins erlaubt, ohne Zustimmung der Mitglieder 24,9%, also gut ein Viertel der Anteile an einen Investor zu verkaufen, ohne hierzu die Mitglieder zu befragen, geschweige denn abstimmen zu lassen. Ich wusste das nicht und ich bin mir sicher, dass dies einem Großteil der Fans und Mitglieder ebenfalls nicht bewust war.
Man könnte sagen: Ein Viertel, dann bleiben ja immer noch gut 75% der Anteile beim Verein! Ich sage: Währet den Anfängen, denn schon jetzt werden viele Vereine im deutschen Fußball die Geister, die sie einst riefen, nicht mehr los.
So zum Beispiel 1860 München: Ein Investor kostetete den Verein nach der Niederlage in der Relegation sogar den Verbleib im Profifußball, denn dieser, der einst eine neue Ära in München einleiten wollte und Bayern München den Kampf ansagte, verweigerte die Zahlung einer „Startgebühr“ für die dritte Liga! Was folgte, war der Absturz in die Regionalliga, wo 1860 jetzt den Neuanfang starten muss – übrigens immer noch mit dem ungeliebten Investor als Klotz am Bein.
Selbst die großen Bayern haben Anteile verkauft – insgesamt genau die knapp 25% die auch beim FC aktuell noch verkauft werden könnten. Ein Drittel davon, also etwas mehr als 8% sollen es sein – haben die Bayern an ihren Ausrüster Addidas verkauft. 75 Millionen Euro soll dies einst in die Kasse der Bayern gespült haben. Schnelles Geld für kurzfristige Investionen! Es führte aber auch dazu, dass der Ausrüster nun miteintscheidet, wie viel dieser Ausrüstervertrag nun pro Saison wert ist. Bis ins Jahr 2030 haben sich die Bayern an Adidas gebunden. Es ist von 60 Millionen Euro pro Saison die Rede, was sich zunächst einmal nach einer Menge Geld anhört und viele andere Vereine wären froh, wenn sie diese Summen einstreichen könnten. Wäre der Ausrüstervertrag jedoch frei verhandelbar, könnten die Bayern weit mehr als diese Summen kassieren – Barcelona rückt auch hier wieder ein Stückchen weiter weg, da sie pro Saison rund 100 Millionen von ihrem Ausrüster kassieren.
Nun soll es aber nicht um andere Vereine gehen, sondern um unseren, meinen Club, den 1.FC Köln, der wie Phönix aus der Asche mit wenigen Mitteln, cleverem Management und klugen präsidialen Entscheidungen nach 25 Jahren wieder europäisch spielt und finanziell besser denn je dasteht. Und dennoch zeigen die oben angeführten Beispiele, wie schnell selbst der Verkauf geringer Anteile langfristig Nachteile mit sich bringt, die vielleicht beim Entschluss, diese zu verkaufen, noch gar nicht absehbar sind.
Sollte der 1. FC Köln nicht stolz darauf sein, das Erreichte ohne finanzielle Unterstützung von Investoren hinbekommen zu haben und auch zukünftig alle Entscheidungen selbt in der Hand zu haben? In diesen Zeiten unvostellbar hoher Ablösesummen und Rekord-TV-Geldern ist es ja schon fast ein Alleinstellungsmarkmal, 100% der Anteile in den eigenen Reihen zu halten. Der FC ist eben „Spürbar anders!“.
Im Übrigen betonen Herpel und seine Mitstreiter immer wieder, dass ihr Vorstoß kein Angriff auf Vorstand und Management ist und die Arbeit der Clubführung wird in den höchsten Tönen gelobt und wergetschätzt. Auch der Zeitpunkt der Einbringung nach Abschluss der Saison zeigt, mit wie viel Weitsicht und Wohlwollen die Initiative vorgeht! Handelt so jemand, der dem Verein schaden will oder Misstrauen gegenüber der Vereinsführung zum Ausdruck bringen will?
Ich denke nein!
Präsident Spinner und der Rest des Präsidiums und das Management des FC sehen dies aber anders.
„Wir betrachten den Antrag als Misstrauen!“ wird der Präsident zitiert und während der Saisoneröffnung des Clubs vor ein paar Wochen bekräftigt er diese Einschätzung noch einmal auf der Bühne vor über 50.000 Menschen. Wahrscheinlich war dies die Reaktion auf das nicht angemeldete Verteilen von Flyern, die für die Ideen der Initiative 100% FC – Dein Verein Werbung machen sollten. Aber selbst auf diesen Flyern wird ausdrücklich auf die gute Arbeit von Vorstand, Präsidium und Management hingewiesen und betont, dass es sich um einen konstruktiven Vorschlag zum Wohle des Clubs handelt.
Warum reagiert das Präsidium also so dünnheutig? Ärgert sich hier jemand, dass dieser bislang eher unbekannte Passus der Satzung öffentlicher gemacht werden soll? Hat man vielleicht sogar vor, in absehbarer Zeit zumindest einen satzungskonformen Teil der Anteile zu veräußern und der Vorstoß kommt deshalb zu einem ungünstigen Zeitpunkt?
Herpel unterstellt dies nicht, möchte aber seinen Verein auch gegenüber anderen Präsidien schützen, die vielleicht in ein paar Jahren nicht mit so viel Wohlwollen und Weitsicht das Wohl des Vereins im Blick haben.
Misstrauen kommt bei mir einzig und alleine dadurch auf, dass dieses legitime und basisdemokratische Vorgehen eines Antrags auf Satzungsänderung von Seiten der Vereinsführung als Misstrauen gewertet wird. In Zeiten, in denen überall unpolitisches Verhalten und undemokratische Strukturen angeprangert werden könnte der Präsident ein klares Signal setzen und feststellen:
„Der Verein 1.FC Köln mit seinen bald 100.000 Mitgliedern ist stolz darauf, dass sich diese Mitglieder Gedanken über das Wohl, die Zukunft und die möglichen Auswirkungen präsidialer Entscheidungen machen und Anträge zu Satzungsänderungen einbringen, auch wenn diese nicht der Meinung des Präsidiums entsprechen. Wenn wir aber gezielt große Werbekampagnen starten, um noch mehr Mitglieder für den FC zu begeistern, dann müssen wir den Mitgliedern auch das Recht einräumen, die Satzung zu hinterfragen und Änderungswünsche einzubringen, ohne dies zu werten, denn das ist das Grundprinzip eines demokratisch geführten Vereins. Daher begrüßen wir den Anrag und stellen ihn auf der kommenden Mitgliederversammlung zur Abstimmung!“
Immerhin wurde der Antrag zugelassen, aber ein fader Beigeschmack bleibt und die „Unruhe“ wurde nicht durch die Initiative, sondern durch den Umgang mit dieser in den Verein hineingetragen.
Ich kann dieses flammende Plädoyer für die Kampagne übrigens guten Gewissens halten, da ich kein Mitglied bin und von daher über jedlichen Verdacht erhaben bin. Ich überlege jedoch ernsthaft, Mitglied zu werden, um den Antrag der Inititive auf der kommenden Jahreshauptverhandlung aktiv untertützen zu können.
Vielleicht steckt am Ende gar eine neue Werbecampagne zur Gewinnung neuer Mitglieder hinter der offenen Kritik am Vorgehen von 100&% FC – Dein Verein?
Wohl eher nicht, aber bei mir hat sie funktioniert!
In diesem Sinne: Come on FC! Auf eine erfolgreiche Zukunft mit der großartigen Vereinsführung und bald über 100.000 kritischen Mitgliedern.