DAS ERSTE hat das Spiel des HSV gegen die Bayern zum Topspiel der 2. DFB-Pokalrunde auserkoren. Kann man so sehen, muss man aber nicht. Für die kölsche Ziege findet das Topspiel der Runde nämlich in Duisburg statt, denn…

wenn der MSV und der FC aufeinandertreffen, kommt es

– zuweilen zu Zwistigkeiten an der Seitenlinie (wer erinnert sich nicht an die „Kopfnuss“ Albert Streits gegenüber Norbert Meier);
– zu vielen Toren (3,45 im Schnitt; in 30 von 64 Spielen seit 1963/64 gab es mindestens 4 Tore) und
– regelmäßig zu sehr spannenden Spielverläufen mit engem Ausgang (in 39 von 64 Spielen gab es ein Remis oder einen Sieg mit einem Tor Differenz).

Das Duell verspricht also traditionell spannend zu werden, ungeachtet der Duisburger Ligazugehörigkeit im Übrigen, wie die DFB-Pokal-Bilanz beweist, denn diese ist aus Sicht unseres Effzeh negativ!


Fünfmal kam es im DFB-Pokal bereits zu diesem Duell (der FC war dabei stets erstklassig) und dreimal setzte sich der MSV Duisburg durch. Einmal als Erstligist und gar zweimal als Zweitligist, zuletzt in der Saison 2010/11 mit 2:1 in Köln.

Der FC hat sich somit nur zweimal durchsetzen können. Zuletzt – und nur mit Mühe – in der Saison 1990/91. Einem 0:0 n.V. im Hinspiel im Duisburger Wedaustadion, folgte gegen den damaligen Zweitligisten im Wiederholungsspiel im heimischen Müngersdorfer Stadion ein 3:0. Grund genug also bei einem Zeitzeugen nachzufragen, wieso der MSV dem FC regelmäßig das Leben schwer macht. Massimo Mariotti spielte von 1989 bis 1992 für den MSV Duisburg, lebte in jener Zeit in Köln und hat in beiden Duellen auf dem Platz gestanden. Nach seiner aktiven Zeit ist er dem Fußball als Jugendtrainer bei Borussia Dortmund verbunden geblieben und zurzeit als Dolmetscher beim BVB tätig.

Wir haben Massimo Mariotti zum 1. FC Köln und zum MSV Duisburg befragt.

Kölsche Ziege: Was sind deine Erinnerungen an die beiden Pokal-Halbfinals gegen den FC? Waren es für dich als „Kölner“ besondere Ereignisse gegen den FC gespielt zu haben?

Massimo: Da Köln für mich wie eine 2. Heimat war, es eine wirklich wundervolle Stadt ist und ich dort 20 Jahre meines Lebens verbracht habe, waren beide Spiele sehr emotional für mich. Außerdem war der FC natürlich mit Trainer Rutemöller sowie den Weltmeistern Littbarski und Illgner eine sehr starke und interessante Mannschaft.

Kölsche Ziege: Der MSV und der FC haben ab den 60er Jahren regelmäßig gegenübergestanden. Erst mit Duisburgs Abstieg 1982 wurden die Duelle seltener. Wie wird der FC in Duisburg wahrgenommen? Als ein Gegner wie jeder andere oder ist die Rivalität aus der Anfangszeit noch spürbar gewesen?

Massimo: Für uns MSV Spieler hatten die Spiele gegen den FC schon eine besondere Bedeutung. Fast wie ein Derby. Es waren immer tolle und interessante Spiele und es wird auch immer so bleiben.

Kölsche Ziege: Immer wieder mal hört man, dass der FC ein ganz besonderer Club sei, der Kölner würde sagen, dass der FC ein besonderes Lebensgefühl ist. Du bist seit Jahrzehnten im Fußballgeschäft als Spieler, Trainer und Dolmetscher unterwegs. Ganz einfach gefragt: Stimmt es? Ist der FC ein ganz besonderer Club und wenn ja, was glaubst du, macht ihn so  besonders?

Massimo: Ja, das stimmt. Der FC ist auch für mich ein ganz besonderer Club mit einer langen Tradition. In Köln haben richtig gute Spieler mit großen Namen wie Overath, Littbarski, Häßler usw.  gespielt und die Atmosphäre und die Fans in Köln sind einzigartig.

Kölsche Ziege: Gibt es eine Anekdote, etwas woran du dich im Zusammenhang mit dem FC gerne zurückerinnerst und wir den Lesern der Kölner Ziege exklusiv verraten können?

Massimo: Als ich 1978 als 16jähriger nach Deutschland kam erfuhr ich, dass der 1. FC Köln ein Freundschaftsspiel spielen würde. Ich hatte keine Karte und fuhr trotzdem hin. Dann stand ich vor dem Eingangstor und wollte gerne die Spieler live spielen sehen. Wie ich da so stand, kam ein Verantwortlicher des FC vorbei und drückte mir eine Eintrittskarte in die Hand. Ich konnte nicht verstehen was er sagte, da ich kein Deutsch sprach aber so konnte ich zum ersten Mal den jungen Littbarski und Toni Schumacher bewundern. Es war für mich ein ganz besonderes Ereignis welches ich bis heute nicht vergessen habe.

Kölsche Ziege: Vielen Dank!

Für den MSV haben Spiele gegen Köln also fast „Derby-Charakter“. Die spannenden und zum Teil hitzigen Duelle der Vergangenheit bestätigen diese Brisanz und somit hat dieses Duell ungeachtet der Ligazugehörigkeit alles, was man dem Zuschauer zur Prime-Time im TV bieten kann. MSV Duisburg-1. FC Köln, ein Duell der besonderen Art. Aber ganz gleich ob im Free-TV oder nicht, es ist Zeit…Zeit diese Serie des „sich-schwer-tun-im-Pokal-gegen-Duisburg“ zu durchbrechen und schlussendlich die Pokalbilanz aufzupolieren. In diesem Sinne:

COME ON FC!

Foto: © Eduard Bopp / upgradecologne.de

2 Kommentare

  1. Alex

    Als ich das Resultat der DFB-Pokal-Auslosung sah, dachte ich auch gleich „Oh, oh… Duisburg“. Denn die letzten Resultate die ich so im Kopf hatte, verheißten nichts gutes für mich. Leider bestätigt mir dieser Artikel meine Vermutung.
    Aber Schwamm drüber, wir haben einen neuen FC, einen guten und… die Zebras sind mittlerweile in der 3. Liga angekommen.
    Sieht man es somit auf einem Blatt Papier ist es Erste gegen Dritte Liga und das sollte doch wohl hoffentlich zu schultern sein.
    Come on EFFZEH!

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    • Kölsche Ziege [philtek]

      Kann ich verstehen.
      Nach dem letzten Pokalspiel gegen Duisburg bin ich aus lauter Frust ein halbes Jahr nicht mehr ins Stadion gegangen.
      Gruß
      philtek
      P.S. Nach der Niederlage gegen Dusburg startete damals allerdings eine grandiose Serie mit Heimsiegen. Also kann alles was gutes haben. Oder man kann sich (gerade als Kölner) alles schönreden 🙂

      Antworten

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Über den Autor

Antonio Bozza (machiavelli14): Geboren am 31. Spieltag 1974, als der FC im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz nicht nur 3:1 in Wuppertal gewann, sondern in einer Liga spielte, in welcher Bayer Leverkusen noch nicht auf der Landkarte erschien und es mit dem Stadtrivalen Fortuna Köln einen prestigeträchtigen Absteiger gab. Erstmals im Stadion am 18.09.1982 als einer von 14.000 Zuschauern beim 2:1-Heimerfolg gegen Werder Bremen und seitdem vom FC-Fieber gepackt...

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