Ich gehöre nicht zu den Fans die unbedingt jedes Spiel des glorreichen 1. FC Köln live im Stadion sehen müssen. Aber live und über die volle Zeit sollte es schon sein. Wenn nicht im Stadion dann in der Kneipe oder bei Freunden mit Sky.

Außer wenn etwas Wichtigeres (ja, das gibt es) mich davon abhält. So wie eine Reise in die Heimat meiner Frau, die dankenswerterweise in der Karibik liegt. Dadurch verpasste ich zum Glück manches und leider anderes.

Los ging die Reise am 11. März. Während ich im Flieger saß spielte unser #effzeh 2:2 in Ingolstadt. Das Ergebnis erfuhr ich bei der Ankunft und fragte mich, ob es verdient oder unverdient war, ob es ein gutes Spiel war etc.
Die WhatsApp-Nachricht eines Freundes

Sei froh, dass Du es nicht gesehen hast! Grotte!

machte schnell klar, dass ich meine Zeit im Flieger besser verschwendet hatte.
Eine Woche später empfing der 1. FC Köln die alte Dame Hertha aus Berlin. Ich durchquerte währenddessen im Auto die Dominikanische Republik. Da es meinem Handy nur ungefähr alle halbe Stunde gelang, sich mit dem Internet zu verbinden gab es gefühlt jedes Mal drei neue Tore von Modeste, 126 immer stärker eskalierende WhatsApp-Nachrichten und das immer stärkere Gefühl.

Wäre ich doch jetzt in Müngersdorf!

Ein paar Tage spielte dann Poldi gegen England. Ist ja irgendwie auch Kölle. Und wie ich per minütlicher WhatsApp-Nachrichten meiner Kollegen vor Ort erfuhr, befand sich Müngersdorf an diesem Abend in Dortmund.

Unfassbar viele Kölner! Wir nehmen Dortmund ein! 20:02 Uhr

Jetzt hab ich echt Pipi in den Augen. 22:34 Uhr

Ich schaute zu dem Zeitpunkt – Ortszeit 17:34 Uhr – auf die Karibik und hatte auch Pipi in den Augen. Zumindest ein bisschen. Und hatte zum ersten Mal im Leben den Gedanken.

Ich wäre jetzt lieber im Ruhrpott, als in der Karibik!

Klang komisch der Gedanke, ging auch schnell wieder vorbei.

Seit gut einer Woche bin ich nun wieder zuhause. Was zur Folge hatte, dass ich das Spiel gegen den HSV live in der Kneipe verfolgen konnte. Ich hatte es wirklich vermisst. Allerdings dauerte es nur bis zu zweiten Halbzeit, bis ich wieder die Karibik vermisste. Ganz ehrlich. Es hätte nicht mal die Karibik sein müssen.

Am Ende wäre ich sogar lieber am Ufer eines chemieverseuchten Tümpels im sächsischen Bitterfeld als vor dem Fernseher gewesen.

Gott war das bitter. In Echtzeit noch viel bitterer.
Denn geteiltes Leid ist beim Fußball nicht halbes, sondern doppeltes Leid.
Wohingegen geteilte Freude diese eindeutig multipliziert.

Jetzt muss ich es nur noch schaffen, immer nur bei Niederlagen fernab von Livebildern zu sein.
Heute Abend bin werde ich mir das Spiel gegen Frankfurt 90 Minuten antun. Also bitte lieber #effzeh. Sorgt dafür, dass ich mich nicht wieder nach Bitterfeld wünsche.

Fotos: © Eduard Bopp / upgradecologne.de

4 Kommentare

    • Kölsche Ziege [philtek]

      Nein, nicht im Stadion.
      Aber Du hast recht.
      Sieg, alles gut 🙂
      Gruß
      philtek

      Antworten
  1. Alex

    Das kommt mir zu bekannt vor.
    Ab und an im Stadion. Immer wenn es mir irgendwie möglich ist vor der Glotze und als unser Effzeh 3:0 gegen Berlin geführt hatte, bekam ich eine SMS von einem Kumpel als ich gerade in Bayern auf einer Brauereibesichtigung war. Ein andermal als es die 6:2 Klatsche gegen Frankfurt 2015 saß, war ich Gott sei Dank im Ausland. Denn so etwas will man nicht miterleben.
    Mal eben Glück, mal Unglück. Aber zu unserem FC bislang lässt sich festhalten:
    Wir haben nicht innerhalb kürzester Zeit ein Gegentor kassiert. Nach den letzten Spielen steht noch die Null. ABER… nur hoch und nach vorne auf Modeste kann es nicht sein. Hoffentlich fangen wir uns keinen ein, vielleicht kriegen wir das Leder ja noch irgendwie über die Linie gedrückt und… ich will heute nicht nach Bitterfeld. nein, Nein, NEIN!!!
    Come on EFFZEH!!!

    Antworten
    • Kölsche Ziege [philtek]

      Ich geb zu, ich hatte gestern zwischendurch ein wenig Angst. Aber kein Gedanke an Bitterfeld 🙂
      So soll es sein.
      Schönen Gruß
      philtek

      Antworten

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Über den Autor

Philipp Tekampe (philtek): Elf Tage älter als Ronaldo (der echte, nicht Cristiano) und sogar 15 Tage älter als Michael Ballack aber dafür auf den Tag genau 31 Jahre jünger als der Kaiser Franz Beckenbauer. Damit im perfekten Alter, um das Geschehen nicht mehr aktiv zu bestreiten, sondern vom Seitenrand zu kommentieren. Als Blogger, Schriftsteller und PR-Texter gibt er seinen Senf auch zu anderen Themen ab.

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