Also geht es nicht nur mir so! Am 12. August 2013 kommentiert die Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung den kläglichen Versuch von WDR-Sportchef Steffen Simon, die Bundesligaberichterstattung unter der Rubrik „Schnauze Simon!“ am Sonntag-Abend satirisch zu hinterfragen folgendermaßen:
WDR-Sportchef Steffen Simon versucht in „Schnauze, Simon“, sich über die Fußball-Bundesliga lustig zu machen. Die Satire misslingt nicht nur, dem Moderator passiert gar noch Schlimmeres.
Und das nun schon seit fast zwei Jahren! Vielleicht meint der Kommentator der Süddeutschen aber mit „Schlimmeres“ auch Simons klägliche Versuche, Zusammenfassungen von Bundesligaspielen in der Samstagsausgabe der Sportschau zu kommentieren. Am Samstag war es wieder so weit!
Ich war im Stadion, hatte ein von beiden Mannschaften leidenschaftlich geführtes und für den nicht neutralen Betrachter am Rande des Herzinfarktes verlaufendes rheinischen Derby zwischen meinem FC und dem Arbeiterclub aus der kölner Vorstadt gesehen und war bereit, mir bei einer kaltgestellten Flasche Hopfentee genüsslich die Höhepunkte in der Sportschau zu Gemüte zu führen. Doch es kam alles anders. Es begann mit der Anmoderation des eingefleischten Gladbach-Fans Opdenhövel (er macht das trotz seiner Vergangenheit und anzuprangernden Fanliebe sehr gut!) und den Worten:
Aus Köln berichtet Steffen Simon!
Schock – schwere Not! Ich befürchtete das Schlimmste, das Bier wurde spontan schal und – ich hatte Recht. Was Herr Simon für Weisheiten über das Spiel und Hintergrundwissen über meinem Verein zu haben glaubte, war schlimm. Ein Abgleich mit meiner Wahrnehmung:
Köln brauchte lange, um eine offensive Aktion zu setzen. Wir sind schon in Minute 29!
Recht hat Herr Simon sicherlich, wenn er mit dieser Aussage meinte, dass Bayer das Geschehen diktierte und der FC aus einer stabilen Abwehr heraus auf seine Möglichkeiten wartete. Die Zusammenfassung im Fernsehen – unterstützt von Herrn Simons Kommentar – wirkte so, als hätte der FC mal wieder – wie schon oft unterstellt – nichts für das Spiel getan. Das ist nicht so gewesen. Vielmehr war es so, dass der FC immer wieder attackierte und es Leverkusen so schwer machte, das gewohnt sichere Passspiel und schnelle Spiel nach vorne durchzuführen. Zugegeben: Richtig gute Torchancen ergaben sich für den FC in der ersten halbe Stunde nicht – aber Leverkusen hatte diese auch nicht.
Und dann der Knaller: Die Elfmeterentscheidung in der 41. Minute: Das ganze Stadion, Simons Kollegen von Sky und dem ZDF waren sich einig – ein Witz. Der Express berichtete in seinem Live-Ticker nach dem Elfmeter:
Starke Parade vom FC-Keeper, aber auch beim zweiten Hinschauen bleibt der Strafstoß ein Geschenk von Schiri Aytekin an Bayer. Doch Calhanoglu ist ein fairer Sportsmann…
Herrn Simon standen vor seinem Kommentar sämtliche Zeitlupen und Einstellungen der TV-Kameras zur Verfügung. Und er kam zu der einsamen Entscheidung:
Maroh stellt die Hüfte raus und genau da rennt Kießling gegen. Diesen Strafstoß kann man geben!
Dann hätten wir das geklärt. Das Bier schmeckte mir schon lange nicht mehr und ich war kurz davor, Herrn Simon den Saft abzudrehen und mir die Bilder als Stummfilm anzuschauen. Dann kam aber folgender Satz über die Lippen des Kommentators, der das Ganze heiter werden ließ:
Leverkusen hat eine Art Heimspiel, Köln ist akustisch unterlegen, weil die lautstarken Kölner Ultras immer noch ausgeschlossen sind.
Eine Art Heimspiel? Leverkusen hat nirgendwo eine Art Heimspiel. Noch nicht einmal im heimischen Stadion, wo tausendfach Freikarten verteilt werden, damit die Hütte annähernd gefüllt ist und Gästefangesänge mit „Bayer, Bayer!“-Sprechchören vom Band versucht werden zu übertönen. Diese Mannschaft hat also in Köln Müngersdorf ein Heimspiel! Jetzt reicht es, Herr Simon! Wir reden über ein Kölner Derby, dass (wenn man die ausgeschlossen Ultras im Stehplatzbereich der Südtribüne heraus rechnet) nur deswegen nicht ausverkauft war, weil Bayer 04 Leverkusen es nicht schaffte, 5.000 Auswärtskarten an den Mann zu kriegen, die ihnen laut DFB-Statuten zugestanden hätten. Sicherlich ist die Stimmung seit dem Ausschluss der Boyz und dem Fernbleiben anderer Ultras anders, aber bestimmt nicht schlechter! Sie ist von anderer Qualität, weil die Fangesänge sich seit dem Ausschluss nicht mehr auf das Diffamieren einzelner Softwaremäzene und das Brüllen von hassbeladenen, teilweise ausländerfeindlichen, fäkalsprachschwangeren Idiotien beschränken. Wenn ein ganzes Stadion minutenlang stehend und voller Inbrunst eine Mannschaft mit Gesängen anfeuert und Fan-Väter sich nicht mehr peinlich berührt ihren Kindern erklären müssen, was da mal wieder an Unflätigkeiten von unten aus der Südkurve schallt, dann ist der Ausschluss dieser Gruppen ein Gewinn und keine Strafe! Danke DFB!
Im Übrigen wurde die Unterstützung der Fans sowohl von Spielern und Offiziellen des FC überaus positiv bewertet. Ich jedenfalls habe nach dem Führungstreffer der Leverkusener von dem Häufchen Elend, welches sich mir gegenüber präsentierte, nichts mehr wahrgenommen!
Akustisches Heimspiel… – Simon, Simon, Simon…
Der Vollständigkeit halber noch zwei Kommentare meines Freundes Steffen Simon zum Spiel vom vergangenen Samstag:
So kommentiert Herr Simon das Führungstor der Werkself:
Und so gut Timo Horn bisher gehalten hat, der hier wirkt nicht gänzlich unhaltbar.
Unhaltbar ist das Geplapper vom WDR-Sportchef. Wenn er seinen Job nur halb so gut wie der junge Torwart des FC machen würde, dann müsste ich mich nicht über seinen Bericht aufregen, einen eigenen schreiben und das Bier würde noch schmecken!
Und zum guten Schluss lässt sich Herr Simon noch zu folgendem Satz hinreißen:
Bart Finne hat in Köln das Image, ein Chancentod zu sein!
Ach Simon…
Fassen wir einmal zusammen:
Man kann ein Spiel sicherlich unterschiedlich bewerten, aber selbst ohne FC-Brille hat Herr Simon hier völlig daneben gelegen. Es ist eigentlich schade, dass der Chef des WDR selber eine solch erbärmliche Leistung abliefert. Leider nicht zum ersten mal (siehe oben!).
Schön wäre, wenn Steffen Simon den Titel seiner als Satire gedachten Rubrik wörtlich nehmen würde und seine Schnauze endlich einmal halten würde, als ständig so einen Quatsch zu verzapfen. Aber welcher Chef legt sich schon selber einen Maulkorb an…
Foto: © Eduard Bopp / upgradecologne.de