Wer ins Rheinenergiestadion will, muss durch ein Drehkreuz. Normalerweise kein Problem, man hält seine Karte über den Scanner, das grüne Licht leuchtet und schon weiß der Computer und vermutlich auch die NSA:
Der darf rein.
Normalerweise. Wenn die Karte nicht gelesen werden kann oder es andere Unstimmigkeiten gibt, leuchtet die Lampe rot und das ist wie im Straßenverkehr kein gutes Zeichen. Eigentlich sollte man ja meinen, die Hilfssheriffs hinter dem Drehkreuz könnten einem in einem solchen Fall weiterhelfen. Weit gefehlt. Diese Annahme ist ungefähr so realistisch wie die Hoffnung, ein durchschnittlicher Mitarbeiter von McDonalds wäre ohne seinen Supervisor in der Lage, nachträglich eine Bestellung zu ändern. Stattdessen verweisen einen die Hilfssheriffs meist an den Drehkreuzassistent. Was für ein tolles Wort.
Bei mir wirft dieses Wort allerdings gleich drei Fragen auf.
Erstens: Existiert es überhaupt?
Zweitens: Falls ja, was zur Hölle sind dann die Hilfssheriffs? Drehkreuzassistentenassistenten?
und Drittens: Wenn der Vorstandsassistent der Assistent des Vorstands ist, bedeutet dass dann nicht auch zwangsläufig, dass das Drehkreuz der Chef des Drehkreuzassistenten ist?
Egal. Der Drehkreuzassistent ist vor dem Eingang zur Südtribüne der Schalter ganz rechts. Früher hieß so etwas einfach Kasse vier. Daneben ist übrigens eine spezielle Kasse für Schiedsrichter.
Gibt es da echt soviele von?
Die Blondine einige Positionen vor mir beschimpft passend dazu gerade den Drehkreuzassistenten als Pfeife. Zumindest ist das die einzige jugendfreie Beleidigung, die aus ihrem Mund kommt. Der Drehkreuzassistent scheint jedenfalls froh zu sein, sicher hinter einer Glasscheibe zu sitzen. Ohnehin scheint er reichlich Ärger abzubekommen, obwohl er weder was dafür kann, dass der Freund der Blondine das Ticket nicht bezahlt, der Kerl vor mir seine Dauerkarte zerbrochen und die dicke Frau zwischen ihnen ein Problem hat, dass keiner versteht. Für den Freund der Blondine hoffe ich übrigens, dass er auch irgendwo einen sicheren Glaskasten hat.
Ich muss lediglich die Differenz zwischen einem ermäßigten und einem normalen Ticket bezahlen. Der Drehkreuzassistent guckt mich so dankbar an, weil ich ihn nicht beschimpfe, dass ich mein Karriereziel noch einmal überdenke.
Es muss ja nicht gleich die ganz große Karriere im Rheinenergiestadion sein. Schließlich gibt es da auch noch andere Optionen. Chipscannercontroller, Treppenaufgangssortierer, Wurstsupervisor, Senfspenderassistent oder vielleicht sogar Plastikgeldkartenauflader. Wobei sich nichts davon auf meiner Geschäftsvisitenkarte so gut machen würde wie, Ihr ahnt es schon:
Drehkreuzassistent
Foto: © Kölsche Ziege [philtek]