Zum Ende der Hinrunde hätte man fast den Eindruck bekommen können, dass die Taktik im Fußball nicht ganz so wichtig sei. Für Jürgen Klopp ist die Dortmunder Krise nicht taktischer Natur, Pep Guardiola antwortet auf die Frage nach seinen ständigen Taktikwechseln, dass das System nicht so wichtig ist und Roberto Di Matteo (ja Di wird im italienischen groß und nicht klein geschrieben…) weist darauf hin, dass die Gegentore bei der 0:5-Klatsche gegen Chelsea nicht von der Taktik abhingen.
Bei genauerer Betrachtung jedoch hat Klopp auf die Misserfolge primär mit Taktikwechseln reagiert, Guardiola rückte die „Spielidee“ in den Vordergrund (fußt die Basis einer Idee nicht auf taktischem Boden?) und Di Matteo kehrte nach der 4er-Abwehrkette im Chelsea-Spiel zurück zu einer 3er-Kette. Ob diese Trainer einfach nur keine Lust auf eine Taktikdebatte mit dem jeweiligen Reporter/Journalisten hatten oder aber ganz einfach nicht kritikfähig sind und so von eigenen Fehlern abzulenken versuchten, bleibt ihr Geheimnis und so zitiere ich zur Wichtigkeit einer Taktik lieber den großen Sepp Herberger der da sagte:
Wer Taktik ablehnt und sie faulen Zauber nennt, hat sie am meisten nötig.Sepp Herberger
Ergänzend sei natürlich erwähnt, dass Taktik natürlich nicht alles ist, aber sie kann sehr viel mehr sein und Schwächen kompensieren, wenn die Einstellung der Mannschaft stimmt und zumindest eine Grundqualität gegeben ist.
Die Hinrunde unseres FC ist durchaus respektabel verlaufen. 19 Punkte sind für einen Aufsteiger absolut ok, aber leider wird der Grat auf den der FC zurzeit wandelt immer schmaler. Denn während man nach den ersten Spielen – ungeachtet der Ergebnisse – den Eindruck haben konnte, dass dieser Kader vieles gut macht und an den Schwachpunkten arbeiten kann, kann man nach nunmehr 17 Spielen ernüchtert feststellen, dass das mit dem Thema „an den Schwachpunkten zu arbeiten“ so eine Sache ist und dieser Kader bereits an vielen Limits gestoßen ist, so dass man auch feststellen muss, dass bereits kurzfristig mehrere personelle Veränderungen zwingend notwendig sind, um sich in der 1. Liga etablieren zu können. Aber der Reihe nach…
FC kann nur 4-2-3-1. 12-mal trat der FC in dieser Grundformation an (u.a. gegen Schalke, Dortmund, M´gladbach, Hoffenheim und Stuttgart) und holte dabei 18 von 19 Punkten. Aus 5 Spielen mit veränderter Grundformation dagegen nur einen Punkt: 2-mal im 4-1-4-1 (gegen Mainz und Augsburg) und je 1-mal im 4-3-2-1 (gegen Bayern), im 4-4-2 (gegen Freiburg) und im 5-4-1 (gegen Leverkusen).
Vogt ist der Schlüsselspieler im 4-2-3-1. Vogt kam in der Hinrunde 16-mal zum Einsatz (gegen Wolfsburg war er gesperrt) und durfte 8-mal im 4-2-3-1 auf der Sechserposition spielen. Dabei holte der FC insgesamt 14 von seinen 19 Punkten und kassierte lediglich 6 von 23 Gegentoren. Ohne Vogt auf der Sechs agierte der FC folglich 9-mal und holte gerade mal 5 von möglichen 27 Punkten und kassierte 17 Gegentore.
FC erspielt die wenigsten Chancen der Liga. Laut Zählung des kicker Sportmagazins hat der FC in der Hinrunde gerade mal 60 Chancen kreiert. Zum Vergleich: Auf den FC folgen Hertha und Mainz mit 69 Chancen; der Liga-Durchschnitt liegt bei ca. 93 Chancen und wird von 11 Mannschaften erfüllt, u.a. auch von Bremen und Stuttgart.
FC tut sich besonders schwer gegen Teams auf „Augenhöhe“. Mainz, Hertha, Freiburg, Bremen, Paderborn, Stuttgart, Hamburg und ja auch Augsburg zähle ich zu den Teams, die auf Augenhöhe mit dem FC sind. Die Interpretation wann ein Team mit einem anderen auf Augenhöhe ist, ist natürlich rein subjektiv und nicht jeder wird dieselben Teams wählen, erst recht nicht, wenn ein Team sich derzeit auf Rang 6 befindet. Aber ich erachte Augsburg individuell nicht viel besser besetzt als unseren FC, jedoch wird dort seit Jahren einfach nur verdammt gut gearbeitet, was uns eigentlich Hoffnung machen sollte. Hoffnung, dass man durchaus was aufbauen kann, auch wenn man vermeintlich qualitativ schlechter als viele andere in der Liga ist. Wie dem auch sei…es sprangen lediglich Siege in Bremen und Stuttgart raus.