Wenn Max Eberl von Borussia Mönchengladbach im sonntäglichen Doppelpass einige Kölner Ultras als Hirnlose bezeichnet ist das bitter.
Noch bitterer ist, wenn ich dem Gladbacher Unsympathen recht geben muss.
Ein einziges Karnevalswochenende scheint gereicht zu haben, um aus dem neuen Effzeh wieder den alten Chaosclub zu machen. Daran waren nicht nur eine Horde Chaoten in Maleranzügen, sondern auch die Ergebnisse schuld.
Doch fangen wir am Anfang an. Um halb vier war am Samstag alles angerichtet.
In den Stadien der Bundesliga wurden Fußballfeste zelebriert.
4:5 in Leverkusen, 8:0 in München.
Nur auf dem Bökelberg passierte nichts außer Bengalos.
In den ersten drei Spielen der Rückrunde hatte der 1. FC Köln erst ein Spiel gewonnen, erst zwei Tore geschossen, aber immerhin auch noch kein Spiel verloren und kein Tor kassiert. Nach 90 Minuten am Samstag war das immer noch so. Kein schönes Spiel unserer Jungs. Aber das durften wir auch nicht erwarten. Sich mit einem schiedlich, friedlich erkämpften 0:0 und einem Punkt aus Gladbach zu verabschieden wäre aus meiner Sicht ein Erfolg gewesen.
Leider blieb es weder bei dem Unentschieden noch beim friedlichen Verabschieden. Ein Spiel dauert eben leider nicht nur 90 Minuten sondern hat meist eine Nachspielzeit und manchmal auch noch ein Nachspiel. Am Samstag gab es beides und ein weiteres Nachspiel wird mit Sicherheit folgen. Das Drama begann mit einer Fehlentscheidung von Schiedsrichter Deniz Aytekin. Das ist bitter, kommt aber vor und auch keine Entschuldigung dafür, Herrn Xhaka so frei köpfen zu lassen. Das Derby war jedenfalls verloren, aber selbst dieses Drama wurde schnell zur Nebensache.
Denn dann enterten die Maler und Anstreicher das Feld. Nicht einmal sie schienen wirklich zu wissen, was das sollte, oder was sie wollten. Jedenfalls rannten sie ziemlich ziellos herum. Schlugen, wurden geschlagen und dann war das Ganze auch schnell vorbei. Zumindest für den Moment, denn das Nachspiel für den 1. FC Köln und hoffentlich auch für diese sogenannten Fans wird heftig sein. Und das ist viel bitterer als jede Fehlentscheidung des Schiedsrichters oder die unnötige Derbyniederlage.
Dank dieses hirnlosen und vereinsschädigenden Karnevalsauftritts heißt es in Zukunft wohl.
Geisterspiel statt Geisterzug!
Leider sogar verdient, denn dem DFB wird gar nichts anderes übrigbleiben, als hart durchzugreifen. Die Chaoten in weiß haben ja förmlich um Strafe gebettelt. Man kann doch gar kein echter FC-Fan sein, wenn man so etwas macht. Und eigentlich auch kein Ultra, denn das bedeutet alles für und nicht gegen den Verein zu geben. Ich war nie ein Ultra, werde auch nie einer sein und maße mir auch nicht an, Ultras zu verstehen. Aber ich verstehe, wann etwas gut, oder schlecht für den Verein ist.
Choreos, Auswärtsunterstützung: toll
Pyrotechnik: nicht so toll (auch wenn ich grundsätzlich auf Pyro stehe. Das ändert aber nichts daran, dass die Regeln in dieser Hinsicht klar sind.)
Platz stürmen, Gewalt: geht gar nicht
Wenn es das eine nur mit dem Anderen gibt, dann verzichte ich lieber ganz auf die Ultras. Auch wenn das schade wäre. Und nachdem das Fass jetzt endgültig zum Überlaufen gebracht wurde, ist auch genau jetzt der Zeitpunkt, um einiges zu ändern. DFB und DFL werden ohne jeden Zweifel hart durchgreifen. Der 1. FC Köln hat mit dem Rauswurf der Boyz und der Veröffentlichung der Fotos auch bereits gezeigt, dass er durchgreifen will. Und das ist auch richtig so. Jahrelang hat man es mit Dialog versucht und das hat ganz offensichtlich nicht funktioniert. Jetzt gibt es eben kein Zuckerbrot mehr, sondern die Peitsche.
Doch all das wird nichts helfen, wenn die aktive Fanszene sich nicht selbst bereinigt. Leider wird das der schwierigste Teil des Ganzen, denn Selbstreinigung hat schon bei den Ultras in den letzten Jahren nur sehr bedingt funktioniert. Teilweise verstehe ich das, denn petzen ist immer scheiße. Tatsächlich erwarte ich das auch nicht von den „guten Ultras“. Aber ich erwarte, dass man intern dafür sorgt, dass so etwas nie wieder vorkommt. Sollte das nicht möglich sein, müssen die Ultras, die solche Aktionen nicht wollen, sich eben aus entsprechenden Gruppen zurückziehen.
Wird das passieren? Ich habe Zweifel. Aber es wäre so wichtig.
Damit wir auch in Zukunft wieder stolz sein können, Fans des großartigen 1. FC Köln zu sein.
Und uns nicht wie am Samstag dafür schämen müssen.
P.S. Die Siege für Paderborn und Freiburg am Samstag haben das Fußballwochenende sogar noch ein wenig bitterer gemacht. Zum Glück gab es an Karneval genügend Alkohol. Denn spätestens jetzt stecken wir wieder mitten im Abstiegskampf.
Foto: © Eduard Bopp / upgradecologne.de