Oder: Wenn ich Euch mal eine Woche allein lasse.

Ja ich gebe zu, meine Urlaubsplanung war wieder einmal etwas ungeschickt. Andererseits konnten wir bei der Buchung ja nicht ahnen, dass der FC wieder im Europapokal spielen würde. Unser Timing war jedenfalls überragend schlecht

Während des Hinflugs verlor der 1. FC Köln in Augsburg, was mir dann den Start in den Urlaub etwas vermieste.

Doch das war auf Teneriffa schnell vergessen. Auch weil der FC in London endlich ebenfalls wieder international unterwegs war.

Nun ist man in heutigen Zeiten dank moderner Technik nicht mehr komplett fernab jeglicher Informationen. Aber eben auch nicht mitten drin. Die Kneipe in der ich gucken wollte hatte nur Sky und kein Sport1, weswegen es keinerlei Vorberichte zu sehen gab. Das versuchte ich über Twitter etc. nachzuholen.

Meine Informationskette und die daraus resultierenden Emotionen verliefen wie folgt.

20.000 Kölner in London. Geil!

Video vom Fanmarsch gesehen. Gänsehaut pur. Stolz! Zum ersten Mal in meinem Leben wäre ich lieber in London als auf Teneriffa. DU BIST MEIN VEREIN, ICH LIEBE DICH!

Versuchter Blocksturm, je nach Quelle bis zu tausende randalierende Kölner. Angeblich wird der Nazigruß gezeigt und überall ins Stadion gepinkelt. Die Schande von London eben. Und schon ist das tolle Gefühl vorbei. Scham, Wut.

Verschiebung um eine Stunde. Angeblich steht das Spiel kurz vor der Absage. Warum machen diese Idioten alles kaputt?

Das Spiel beginnt dann doch. Man hört nur Kölner. Aus gefühlt allen Blöcken, Kurven, Ecken und Kanten des Stadions. Das tolle Gefühl ist wieder da. Gänsehaut und Pipi in den Augen!

Jhon Cordoba, ja genau der, schießt den FC in Führung. Und wie! Totale Eskalation. Ok, wir sind nur drei Kölner in der Kneipe aber der Laden bebt.

Gegentore und der Rest des Spiels. Selten war mir ein Ergebnis so egal wie dieses. Ich genieße wie die Fans den Europapokal und sich selbst feiern und tue das Gleiche.

Am nächsten Tag relativiert sich dann die Schande von London Schritt für Schritt. Am Ende sagten sogar die Engländer, dass es noch nie eine so fantastische Stimmung im Emirates Stadium gegeben hat. Punkte haben wir zwar nicht geholt. Aber was bleibt, sind die Emotionen und das Wissen. Europa – Wir sind wieder da!
Fußballerisch wie erwartet unterlegen, fantechnisch bis auf ein paar Ausnahmen auf Champions League Niveau. Also eigentlich auch wie erwartet.

So konnte ich mich entspannt und zufrieden zurücklehnen und weiter meinen Urlaub genießen. Jetzt musste der 1. FC Köln nur noch in der Liga wieder in die Spur kommen.
Wo sollte das besser klappen als bei einem unserer Lieblingsgegner der letzten Jahre. Die Dortmunder liegen uns einfach.

Ich sitze mit dem Smartphone im Flieger. Da dieser etwas Verspätung hat, bekomme ich noch die ersten paar Minuten über den Ticker mit. Nach dem schnellen Gegentor dachte ich noch:

Jetzt kann es eigentlich nur noch besser werden.

Dann schaltete ich in den Flugmodus. Und den hätte ich besser nicht mehr verlassen. Denn zurück in Deutschland und in der Realität teilt mir Twitter als erstes mit, dass wir in Dortmund nicht nur verloren, sondern eine bittere Packung bekommen haben. Soviel zum Thema Lieblingsgegner.

Zweifacher Videobeweis und eventuellem offiziellen Protest um eine Spielwiederholung zu erzwingen inklusive. Damit (ich gehe davon aus, dass der Protest falls er kommt scheitert) ist der schlechteste Saisonstart aller Zeiten perfekt oder eben gerade nicht. Bei Facebook und in diversen Foren las ich sogar schon Sätze wie Stöger raus oder Schmadtke macht den Verein kaputt. Ernsthaft?

Das ist mir alles ein bisschen viel Drama und Probleme. Ich war doch nur acht Tage weg. Könnte ich bitte den 1. FC Köln wiederhaben, der mir in den letzten Jahren so viel Freude bereitet hat.

Auch wenn es dann langweiliger wäre.

Foto: Eduard Bopp / upgradecologne.de