„Unser Timo“, der kölsche Jung, seit seinem 9. Lebensjahr beim FC, gehört zu den tragenden Säulen der Silbermedaillen-Gewinner. Oder doch eher „Gold-Verlierer“? Als Kölner wählt man ja stets den positiveren Begriff. Wir sind eben ein „Glas-halbvoll“-Volk. Aber aus kölscher Sicht war es vielleicht sogar besser, dass es nicht im totalen Triumpf endete.

Denn auch, wenn unser Timo FC´ler durch und durch ist, so sprach zuletzt immer der Ehrgeiz aus ihm. Das Streben nach Höherem, der Karrierist. Wer will es ihm verübeln? Zum einen hat er seit der U15 alle DFB-Nachwuchsteams durchlaufen. Wie kann man sich da des Anspruches erwehren, selbst eines Tages das Tor der A-Mannschaft zu hüten. Da sind aber nun einige direkte Konkurrenten. Diese werden vom Bundestorwarttrainer Köpke, mit eingebautem Illgner-Komplex und nie wirklich gut auf den FC zu sprechen, deutlich bevorzugt.

Diese beiden(Leno, Ter Stegen)spielen CL. Da muss Timo Horn erst noch hin kommenBundestorwart-Köpke

Muss er das? Wenn er bei einem „großen Club“ wie Bayern spielt, muss er nicht annähernd so oft eingreifen und wird wesentlich seltener geprüft als bei Teams wie dem FC. Wir erleben es doch, wie schwer sich Pannen-Ter-Stegen bei Barca tut. Okay, er darf nur im Pokal und der CL ran. Aber da steht er dann ewig teilnahmslos herum und bei den paar Aktionen wirken die Patzer dann besonders deutlich. Und die waren sehr, sehr oft zu sehen, beim Ter Stegen. Gerade Fahrstuhl-Köpke müsste doch wissen, dass es kaum eine bessere Chance für Keeper gibt, sich auszuzeichnen, als bei Teams, die auch mal unter Beschuss stehen.

Geschenkt! Manuel Neuer wird noch einige Jahre spielen. Und der Bundes-Jogi wird wohl 2018 aufhören. Ob Köpke dann der Bundestorwarttrainer bleiben darf, ist fraglich. Dann werden die Karten eh neu gemischt. Aber nur um die Plätze 2 und 3.

Ich kann den jungen Mann, Timo Horn, verstehen. All diese Vorschusslorbeeren, alle sagen ihm, dass er die Nummer 1 werden kann. Und dass Keeper, naturgemäß, vom Ehrgeiz zerfressen sind, weiß man. Egal ob Neuer, der „sein Schalke verriet“, ob Kahn, der so war, wie er war, ob Lehmann, der auch nicht ertragen konnte, Nummer 2 zu sein, usw. Und so spielt es, gerade für einen jungen Mann, natürlich eine Rolle, zu sehen, was nach oben möglich ist.

Häufig, allzu häufig, glaubte ich aber eher die Worte des Beraters aus seinem Munde zu hören. Viele seiner Antworten auf Fragen nach seiner Zukunft, klangen auch im Mai, wie aufgesetzte Standard-Phrasen. Ich mache ihm da keinen Vorwurf. Er will ehrlich bleiben, darf uns FC´ler aber auch nicht vor den Kopp stoßen. Da wirken offene Transfergerüchte immer wie ein verbaler Eiertanz.

Stellt euch mal vor, der Bursche hätte nun die Elfer gehalten und Gold geholt. Beim zweitwichtigsten Turnier, welches zwischen 2014 und 2018 stattfindet. Man hätte ihn noch mehr „provoziert“, ihn wahrscheinlich sehr bald gegen Neuer positioniert, ihn zum Herausforderer erkoren. Das kann einem jungen Mann nur zu Kopf steigen. Und gerade bei Timo, dem ich momentan eine Phase attestiere, in der er sich gerade selbst findet, wäre das Gift!

Statt nach neuen Gipfeln zu streben, könnte der zweite Platz für eine gewisse Erdung seiner Persönlichkeit sorgen. Auch ohne Fan-Brille. Es ist das Beste, was Timo passieren konnte, dass der Transfer im Mai nicht zustande kam. Es wird Zeit, dass er sich auf das besinnt, was er selber will, seinen Weg selbst wählt, und sich nichts vom Bundestorwart-Dingens oder dem Mainstream vorschreiben lässt. Er ist in Köln zum Stamm, aller DFB-Teams geworden. Warum soll sich das im A-Bereich ändern? Er soll mal schön 2018 abwarten, was sich dann im Trainerstab tut.

Und dieses Silber dürfte ihm selber klar gemacht haben, dass er sterblich ist, während Gold ihn wahrscheinlich weiter angetrieben hätte. Außerdem müsst er wohl sonst permanent den ein oder anderen dämlichen Spitznamen mit sich herum schleppen: „Goldjunge, Gold-Timo, Goldhorn“.

Wie verniedlichend und blöd klänge das denn, bitteschön?

Für Timo war das Silber Gold wert!

Foto: © Eduard Bopp / www.ligafoto.de