Am Sonntag war es endlich wieder soweit. Nach fast 15 Jahren empfing unser EFFZEH endlich wieder die Fortuna aus Düsseldorf zum Derby. Zum einzig wahren Derby? Darüber kann man streiten, aber auf jeden Fall eins von zwei echten Derbys, wobei Leverkusen nicht das andere ist.

Alles war angerichtet. Die Fans auf beiden Seiten fieberten dem Spiel seit Wochen entgegen und steigerten die Vorfreude noch durch wechselseitige Aktionen. Punkte wurden geklaut, Düsseldorfer sollten aus der Stadt geboxt und der arme Geißbock zum Opfer werden. Auch die Presse tat ihr Bestes. Schlagzeilen polarisierten mehr oder weniger kreativ, Statistiken wurden bemüht wie einst bei der RAN-Datenbank und sämtliche Beteiligten sämtlicher Derbys seit Menschengedenken durften ihren Senf dazu abgeben. Die deutschen Fußballdamen spielten im Finale der Europameisterschaft und trotzdem freute sich jeder wahre Fußballfan auf ein Zweitligaderby.

Dann war der große Moment gekommen. Das Rheinenergiestadion auch dank Poldi bis auf den letzten Platz gefüllt, Peter Stöger von Brille bis Fuß in rot-weiß gewandet, die Hymne zelebriert, Heinz Flohe eine wohlverdiente Minute bejubelt und mit einer fantastischen Choreo hatte die Südtribüne den hassgeliebten Düsseldorfern klargemacht, wo das wahre rot-weiße Herz schlägt.

Und dann?

Dann kam die Mannschaft aufs Feld und machte alles außer Derby. Ängstlich, planlos, und unsicher präsentierten sich Horn, Ujah und Co so, wie wir sie nie wieder sehen wollten. Zur Pause konnten wir froh sein, nur null zu eins hinten zu liegen.

Immerhin redeten weder Peter Stöger noch Jörg Schmadtke nach dem Spiel um den heißen Brei herum. Beide beschrieben die Mannschaft völlig treffend in der ersten Halbzeit als ängstlich und vom Druck und der gewaltigen Kulisse eingeschüchtert.

Was tatsächlich die Frage aufwirft:

Helfen wir der Mannschaft durch unsere Euphorie, oder schaden wir ihr vielleicht sogar?

Sollten wir lieber erfolglos einen AK Stimmung gründen, bei schlechtem Wetter oder Gegner unsere Dauerkarten nicht nutzen und lieber gar nicht erst versuchen, die Mannschaft durch erkennbare Begeisterung oder gar Euphorie zu unterstützen? Und würde es vielleicht noch helfen, wenn die Presse das alles noch tatkräftig ignorieren würde?

Mit anderen Worten: Wäre vielleicht die gleiche Mannschaft in Leverkusen oder in Hoffenheim in der Lage erfolgreicher spielen?

Ich hoffe nicht, denn alleine der Gedanke stimmt mich traurig. Da wäre ich lieber gar kein Fan.

Aber die deutlich verbesserte Leistung bei ebensolcher Stimmung in der zweiten Halbzeit des Derbys gibt mir Hoffnung. Lasst uns also weiter den FC so emotional und leidenschaftlich unterstützen wie bisher.

Aber bitte nicht so, wie beim Pokalsieg in Trier. Über Pyro kann man ja geteilter Meinung sein, was wir hier und jetzt auf keinen Fall ausdiskutieren. Aber wenn man schon Bengalos zünden will, dann doch bitte nicht, nachdem gerade der neue Manager darum gebeten hat, sich ruhig zu verhalten.

Ich kann jedenfalls verstehen, dass Jörg Schmadtke angepisst war.

Foto: © Herbert Bucco / www.ligafoto.de

2 Kommentare

  1. Alex

    Ich glaube FC-Fan zu sein heißt automatisch emotional und leidenschaftlich seinen Verein zu unterstützen. Denn entweder ganz FC-Fan oder gar nicht. Das mag bei anderen Vereinen vielleicht anders sein, aber wenn schon FC dann richtig. Und das ist auch das, was unser Club verdient und nichts anderes. Und zur Überschrift des Artikels – eine Frechheit: Wäre Köln in Leverkusen erfolgreicher? Pfui Daiwel! 😀

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  2. Poldi One

    Wäre der 1.FC Köln in Leverkusen erfolgreicher.
    Vielleicht, aber dann würde es eben keinen interessieren 🙂

    Antworten

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Über den Autor

Philipp Tekampe (philtek): Elf Tage älter als Ronaldo (der echte, nicht Cristiano) und sogar 15 Tage älter als Michael Ballack aber dafür auf den Tag genau 31 Jahre jünger als der Kaiser Franz Beckenbauer. Damit im perfekten Alter, um das Geschehen nicht mehr aktiv zu bestreiten, sondern vom Seitenrand zu kommentieren. Als Blogger, Schriftsteller und PR-Texter gibt er seinen Senf auch zu anderen Themen ab.

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