Sie sind in Österreich als Spieler und als Trainer Meister geworden, waren Nationalspieler. Man kann wohl sagen, sie sind in Wien eine Institution. Dann kamen Sie nach Köln, wo Sie für viele ziemlich unbekannt waren. Vermutlich haben Sie auch viele vor dem 1.FC Köln gewarnt.
Wie fühlt es sich an, nach einem Jahr und dem Aufstieg in Köln einen ersten großen Schritt und Erfolg geschafft zu haben?

Es fühlt sich natürlich gut an. Es fühlt sich auch deswegen gut an, weil mich in Österreich natürlich jeder, der mit Fußball zu tun hat, gekannt hat, und ich behaupte immer noch, dass in Köln nur relativ wenige Leute etwas mit mir anfangen konnten. Und einige wenige Leute im Verein haben sich dafür stark gemacht, dass der Wechsel trotz kleinerer und größerer Probleme möglich wurde. Es war ja so, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch unter Vertrag stand.

Ein Scheitern hätte ja nicht nur mich persönlich betroffen. Der Vorstand mit Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach sowie Geschäftsführer Alex Wehrle und Sportdirektor Jörg Jakobs sind mit meiner Verpflichtung ja auch ein Risiko eingegangen und es freut mich sehr, dass ich dieses Vertrauen zurückzahlen konnte und wir alle im letzten Jahr eine relativ ruhige Zeit hatten. Das erste Ziel haben wir auf jeden Fall erreicht und jetzt schauen wir weiter.

Peter Stöger, Trainer des 1.FC Köln, steht im Interview mit der Kölschen Ziege Rede und Antwort

Sie haben es ja schon selbst erwähnt. Tatsächlich sind sie einer der wenigen Trainer, die von sich behaupten können, Ihre letzten beiden Stationen freiwillig verlassen zu haben. In beiden Fällen scheint es dabei kein böses Blut gegeben zu haben. Wie macht man das? Mit Wiener Charme?

(schmunzelt) Nein, ich denke, da muss man neben dem sportlichen Erfolg noch etwas beachten. Nämlich, wie man in den Vereinen arbeitet und welche Beziehungen man zu den verantwortlichen Personen aufbaut. Und ich habe zu allen, mit denen ich in den letzten Jahren zusammengearbeitet habe immer noch ein gutes Verhältnis. Das bedeutet aber natürlich auch, dass diese Menschen einen nicht gerne gehen lassen. Wenn man nicht nur sportlichen Erfolg hat, sondern es auch persönlich stimmt, hat man auch die Basis, um so etwas auszudiskutieren. Es war klar, dass ich nicht gehen wollte, weil etwas nicht stimmte, sondern weil sich für mich eine große persönliche Chance ergeben hat. Und so haben wir gemeinsam eine Lösung gefunden. Letztlich ist so eben aber auch das Geschäft. Manchmal muss man Leute entlassen, die man gerne mag und manchmal muss man sie eben ziehen lassen.

Für mich ist das Persönliche jedenfalls genauso wichtig wie der sportliche Erfolg.PeterStöger

Ist das etwas, was Ihnen in der kommenden Saison helfen kann? Durch die Neuzugänge wird es ja mehr Konkurrenzkampf geben. Wie erklären Sie z.B. einem Ujah, Helmes oder Zoller, dass er nicht spielt, ohne das der Spieler beleidigt ist, oder die Motivation verliert?

Ich finde es interessant, dass jeder glaubt, dass das ein großes Problem ist. Wer auf ganz hohem Niveau spielen will, sieht sich immer großer Konkurrenz ausgesetzt. Ich bin der Meinung, dass die Spieler, die wir haben, für den 1. FC Köln und unsere Möglichkeiten Topspieler sind. Charakterlich genau wie sportlich. Aber es sind natürlich auch keine Spieler, die von Bayern München gekommen sind und da 40 Spiele gemacht haben. Es sind Spieler, die sich etablieren wollen. Der Pat hat zwar Bundesliga gespielt, war aber da auch nicht immer Stammspieler, da ihn Verletzungen leider zurückgeworfen hatten.

Wir spielen jetzt erste Liga und da muss sich jeder beweisen. Wir wissen, dass das für uns große Spieler sind. Aber wir reden auch über die vermutlich beste Liga der Welt und da brauchen wir starke Alternativen. Sie müssen also damit klarkommen, auch mal auf der Bank zu sitzen. Aber wir müssen immer die Möglichkeit haben, jederzeit Spieler dieser Qualität auf den Platz zu bringen. Und wir brauchen auch Alternativen bei Verletzungen, Sperren oder Formkrisen. Es werden immer die Besten spielen und die anderen müssen sich in dem Moment hinten anstellen. Ich erwarte nicht, dass sie dann die glücklichsten Menschen der Welt sind. Aber wenn sie nicht trotzdem alles für die Mannschaft tun, bekommen sie ein Problem. Das habe ich immer so gehandhabt.

Kommen wir zu Ihrer Person. Sie sind ja mittlerweile genau wie Ihre Freundin Uli Kriegler in Köln eine bekannte Persönlichkeit. Wie geht man damit um?

Also ich kann mich überhaupt nicht beschweren. Die Leute sind sehr nett. Viele sprechen einen auch an, aber das ist ja meistens schnell erledigt, weil die Leute ein Foto (schmunzelt) oder moderner ein Selfie wollen. Mal ehrlich. So ein Foto dauert vier Sekunden und wenn ich jemandem damit eine Freude machen kann, dann mache ich das auch 20 oder auch 50mal am Abend. Die Alternative wäre, dass ich mich zuhause abschotte und wer mich kennt, weiß dass das nicht meins ist. Vielleicht wird es auch mal etwas schwieriger, wenn die Erfolge ausbleiben, aber auch dann werde ich mich bestimmt nicht zuhause verkriechen. Wir mögen beide diese Stadt und nutzen alles, was sie bietet, weil man in so einem Job natürlich auch etwas Entspannung braucht. Und ich käme mir auch blöd vor, wenn ich irgendwann mal Köln verlasse nur sagen könnte: Das Stadion ist toll, das Geißbockheim und der Dom auch und zum Rest kann ich nix sagen.

Manches, was sie in Köln gemacht haben, ist ja bekannt, wie beispielsweise ihre gemeinsame Teilnahme am Rosenmontagszug. Was machen Sie sonst in Ihrer Freizeit um zu entspannen?

Ich unternehme viel mit meinen Trainerkollegen und auch deren Frauen wenn Sie da sind. Mit Manfred Schmid habe ich ja schon seit Jahren ein enges Verhältnis und auch mit Alex Bade sind wir mittlerweile mehr als Kollegen. Dann gehen wir essen, ein paar Kölsch trinken, schauen auch mal Fußball in einer Kneipe. Wie Leute eben ausgehen. Wir waren bei Konzerten von Andreas Gabalier, Brings, bei den Höhnern, im Roncalli und haben auch schon Spiele der Kölner Haie gesehen. Wir versuchen einfach zu nutzen, was die Stadt bietet.