Fangen wir mal plakativ an. Sie sind ja Teil des Dreigestirns des 1. FC Köln. In der allgemeinen Wahrnehmung kann Werner Spinner Wirtschaft, der Tünn Sport und Sie Karneval.
Klar kann Toni Fußball, klar kann der Werner Spinner Wirtschaft und gut mit Zahlen. Aber wenn man sagt, ich kann Karneval, frage ich mich, was soll das bedeuten?

Ich kann Menschen, das würde ich unterschreiben.

Aber ich könnte nie Prinz, oder ein anderer Teil des Dreigestirns sein.

Man merkt nicht nur am Karneval. Sie sind ein echter kölscher Jung. Auch Werner Spinner, trotz seiner Bayer-Vergangenheit. Toni Schumacher ist zwar in Düren geboren, hat sich aber selbst zum kölschen Jung gemacht. Alex Wehrle hingegen ist Schwabe, Jörg Schmadtke sogar Düsseldorfer, Jörg Jakobs wurde in Trier geboren, Peter Stöger ist Österreicher.
Dem Kölschen wird ja immer gerne nachgesagt, er wäre ein bisschen Laissez-faire. Aber wir drei sind kölsche Jungs und trotzdem professionell. Das gibt es nämlich. Und wir haben unter uns eine gute Arbeitsteilung. Zudem haben wir natürlich wichtige „Player“ hinzugeholt, allen voran Alex Wehrle oder Jörg Schmadtke. Die bringen wiederum ihre eigenen großartigen Talente mit. Das ist der Grund warum es momentan so gut funktioniert.

Es war also keine bewusste Entscheidung, Nichtkölner zu holen?
Überhaupt nicht. Es ging nur um die Personen und ihre Qualifikationen. Die Herkunft spielt keine Rolle.

Ist das Drumherum, also um den reinen Fußball ein Vorteil der Stadt Köln?
Da kommt durchaus das kölsche Wir-Gefühl zum tragen. Ich stelle mal die These auf, dass dies durch den Karneval und den Karnevalsgedanken geprägt wird. Alleine die Lieder, die im Stadion gesungen werden. Die lernen wir ja meist schon während der Kindheit und sievermitteln uns ein Gefühl von Heimat. Dieses Wir-Gefühl ist einzigartig. Auch wenn manche das bedrohlich finden. Ich glaube es ist ein ganz großes Geschenk für uns, dass wir stolz auf unsere Heimat sein können und, dass wir so ein lebenslustiges Völkchen sind.

Wir sind halt nicht so verkrampft wie manch andere.

Deswegen singen bei uns eben auch mal zwei Meter große volltätowierte Asis, dass Sie Spitzebutze anhaben. Das kann es ja eigentlich nur aufgrund dieser Tradition geben.
Ja, wir stehen zu der Stadt, zur Mentalität, zu den Leuten. Und wir sind offen. Ob Karneval oder der 1. FC Köln. Hier kann jeder mitmachen und Teil der Gemeinschaft werden. Egal ob arm oder reich, jung oder alt und auch ganz egal, wo man herkommt.

Markus Ritterbach im Interview mit Philipp Tekampe

Unabhängig davon, wie der Kader erweitert wird. Was ist die Zielsetzung des 1. FC Köln für die nächste Saison?
Das Saisonziel ist ganz einfach zu formulieren, auch wenn es unsexy ist. Klassenerhalt und Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Das klingt tatsächlich etwas unsexy, wenn auch realistisch. Peter Stöger hat einen wunderschönen Satz gesagt: „Wenn man in Köln nicht permanent von etwas träumen würde, wäre die Stadt nicht so cool, wie sie ist.“ Wovon träumen Sie in Bezug auf den Effzeh?

Ich träume davon, den FC in einigen Jahren unter den Top-5 -Mannschaften der Bundesliga zu etablieren.

Aber das dauert noch, leider. Das ist mein größter Traum, aber ich glaube daran und ich betone „In einigen Jahren“ ….

Können Sie sich noch an Ihren ersten Stadionbesuch erinnern?
(Überlegt kurz) Nein, da kann ich mich nicht mehr dran erinnern. Meine erste Erinnerung ist ein Spiel gegen Grashoppers Zürich. Damals spielte dort Günther Netzer. (Einwurf von Rainer Mendel: Das muss ungefähr 1976 gewesen sein, 1973 ist er nach Madrid gewechselt und von da zu den Grashoppers.) (Google Recherche sagt, das stimmt. Respekt für das Fußballlexikon Mendel)
Netzer im Trikot der Grashoppers ist auf jeden Fall bei mir hängengeblieben. Aber keine Ahnung ob das mein erstes Spiel war.

Und wer war damals Ihr Lieblingsspieler, Ihr Held beim 1. FC Köln?
Ich bin ja so mit Flohe und Toni Schumacher…

Ach schreiben Sie Toni Schumacher

(lacht)

dann freut der sich.

Ich war aber tatsächlich beim Abschiedsspiel von Toni Schumacher. Und habe heute noch das Trikot, das es damals gab. „Tschüss Toni“. Als wir dann überlegten, gemeinsam als Präsidium anzutreten, habe ich ihm das Trikot gezeigt. Er wusste selber nicht mehr, dass diese Shirts bei seinem Abschiedsspiel verteilt worden waren.
Da habe ich das Ding 30 Jahre aufbewahrt und dann sowas!

Das gesamte Interview findet Ihr in der aktuellen Ausgabe von kölsch live.

Foto 1: © Herbert Bucco / upgradecologne.de
Foto 2: © Philipp Tekampe