Die Winterpause ist bald rum. Zeit also für eine Analyse.

Nach einem Abstieg kann es eigentlich nur nach oben gehen. Dachten wir.

Doch der 1.FC Köln belehrte uns wie so oft eines Besseren. Denn es ging immer noch weiter runter, bis in den Tabellenkeller der zweiten Liga. Wie sagte Rudi Völler noch in seinem legendären Weißbierwaldi-Interview:

Na einfach diese Geschichte immer mit dem Tiefpunkt und nochmal ’n Tiefpunkt und da ist dann noch ein niedrigerer Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören!

Wir auch nicht. Doch zum Glück war die Talsohle irgendwann erreicht.

Nach erschreckenden Spielen wie gegen Sandhausen und Erzgebirge Aue machten Spiele wie gegen Kaiserslautern und Braunschweig Hoffnung auf einen langsamen Fortschritt. Und obwohl das Achtelfinale im Pokal gegen Stuttgart verloren wurde, werten wir auch dieses Spiel als ein gutes Zeichen. Inklusive der letztlich einzukalkulierenden Niederlage gegen die Schwaben hat der EFFZEH nur zwei der letzten 14 Pflichtspiele verloren. Die Zeit der tiefsten Tiefpunkte scheint also vorbei zu sein, aber der einzige wirkliche Höhepunkt war der Last-Minute-Sieg gegen Regensburg. Zugegeben nach einem Fünf-Minuten-Drei-Tore-Quickie und nicht nach 90 Minuten intensivem Liebesspiel, aber besser als gar nichts.

Natürlich hatten wir uns mehr erhofft. Aber konnten wir mehr erwarten?

Betrachten wir einfach mal die Aussagen der Kölner Offiziellen vor der Saison.

Wir haben eine junge neu formierte Mannschaft.

Der Umbruch braucht Zeit.

Unser Anspruch ist nicht der direkte Aufstieg.

All das ist letztlich eingetreten. Die Mannschaft ist ziemlich jung und braucht nach dem Verlust von Leistungsträgern wie Poldi, Geromel und Rensing noch Zeit, um sich zu finden. Aufsteigen wird der 1.FC Köln in dieser Saison höchstwahrscheinlich auch nicht, obwohl der Relegationsplatz nicht völlig außer Reichweite ist. Die Frage ist nur, ob das als Erfolg verbucht werden darf. Natürlich schreit die Kölner Seele dagegen an. Unter einem Aufstieg zählt hier schließlich gar nix als Erfolg.

Immerhin sind wir der 1.FC Köln.

Gerade deshalb muss man es den Fans hoch anrechnen, dass sie so lange ruhig blieben. Damit meine ich jetzt nicht die Schweigeaktionen der Ultras, sondern das Akzeptieren des holprigen Saisonstarts ohne größere Kritik. Viel zu oft hat die überzogene Erwartungshaltung der Fans schon den Druck dermaßen erhöht, dass unsere Mannschaft damit nicht umgehen konnte. Diesmal war es nicht der Fall und das ist gut so. Das liegt natürlich auch an der Mannschaft. Die hat sich diese Unterstützungen nicht durch permanente Höchstleistung, sondern durch permanentes Bemühen verdient.

Hat sich stets bemüht!

Was auf einem Arbeitszeugnis einer Ohrfeige nahe kommt ist in Bezug auf den 1.FC Köln tatsächlich ein erst gemeintes Kompliment. Denn genau dieses Bemühen haben wir in den letzten Jahren gerade nach Rückständen oft vermisst. Das ist vielleicht die wichtigste Veränderung zur letzten Saison und der Verdienst von Holger Stanislawski. Wenn Stani  jetzt noch die Mannschaft auch im taktischen Bereich ähnlich voranbringt, könnte…

Wenn…, Könnte…

Auch deswegen ist noch immer die Frage unbeantwortet, ob die bisherige Saison als Erfolg gewertet werden kann. Und auf die Antwort werden wir, außer im nicht zu erwartenden und vielleicht nicht einmal zu erhoffenden Aufstiegsfall noch eine Weile warten müssen. Aus meiner Sicht ist bisher etwas für Köln etwas vollkommen Untypisches eingetreten. Der 1.FC Köln hat tatsächlich die realistischen Erwartungen erfüllt. Das erfüllt mich nicht mit überschwänglicher Freude, zerstört aber auch nicht meine Hoffnungen für die Zukunft. Damit kann ich leben und letztlich wird am Ende der nächsten Saison abgerechnet. Dann ist der Aufstieg Pflicht.

Bleibt der EFFZEH bis zum Sommer wie aktuell im Niemandsland der Tabelle, ist leider davon auszugehen, dass uns eine schrecklich langweilige Restsaison erwartet.

Zumindest wäre das so, wenn wir Fans eines normalen Vereins wären.

Sind wir aber nicht. Daher kann man von einem sicher ausgehen. Auch in Zukunft werden wir uns mit dem 1.FC Köln nicht langweilen.

Was haltet Ihr von der bisherigen Saison der Kölner und was erwartet Ihr vom Rest?

Kann der 1.FC Köln den Aufstieg noch schaffen? Und wäre das überhaupt gut?

Wir wünschen Euch und unserem 1.FC Köln jedenfalls nur das Beste für das Jahr 2013 und alle weiteren Jahre.

Foto: © Koelsche Ziege [wenty]

2 Kommentare

  1. Alex

    Ja, an sich sollte nach einem Abstieg stets der direkte Wiederaufstieg angepeilt werden. Aber es gab eben diesen Umbruch, zurecht und somit müssen wir uns in Geduld üben. Der Start in die Saison war wirklich für in die Tonne aber Gott sei Dank bekamen die 11 Mann auf’m Platz und alle anderen am Geißbockheim noch die Kurve. Mal schauen ob es noch zu Platz 3 reichen wird. Wäre ein Traum. Und da wir FC-Fans gerne träumen…
    Auf eine gute Rückrunde!

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    • Koelsche Ziege [philtek]

      Platz drei wäre in der Tat ein Traum. Gleichzeitig macht er mir auch Angst. Wie soll dieser Kader in der ersten Liga bestehen? Und was wird dann aus dem Umbruch? Warten wir mal ab. Langweilig wird es wie gesagt nicht werden.
      Gruß
      Die kölsche Ziege

      Antworten

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Über den Autor

Philipp Tekampe (philtek): Elf Tage älter als Ronaldo (der echte, nicht Cristiano) und sogar 15 Tage älter als Michael Ballack aber dafür auf den Tag genau 31 Jahre jünger als der Kaiser Franz Beckenbauer. Damit im perfekten Alter, um das Geschehen nicht mehr aktiv zu bestreiten, sondern vom Seitenrand zu kommentieren. Als Blogger, Schriftsteller und PR-Texter gibt er seinen Senf auch zu anderen Themen ab.

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